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Psychotherapeutin: Social Media ist Motivationskiller

Vermehrte Mediennutzung steht der Präsidentin der niedersächsischen Psychotherapeutenkammer, Kristina Schütz, zufolge der eigenen Motivation für eine gesunde Lebensweise oft im Weg. „Durch die stark zunehmenden Einflüsse von Social Media entsteht ein immer größerer Druck der Selbstoptimierung am eigenen Körper oder auch der eigenen Ernährung“, sagte die Psychotherapeutin aus dem Landkreis Helmstedt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine dadurch ausgelöste zu hohe Erwartung an sich und die eigene Leistung könne somit auch zum Motivationskiller werden.

Dabei zeigten die vermeintlichen Vorbilder aus den sozialen Netzwerken oft nur einen Ausschnitt aus ihrem Leben, der ganz stark bearbeitet sei, warnte Schütz. In der Praxis sei vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen zu sehen, dass die Vergleiche mit Idealen in Korrelation mit Medienzeiten zugenommen hätten. „Das gab es früher auch schon, nur ist eine Zeitschrift einmal pro Woche erschienen und der Influencer postet schon mal sechsmal am Tag etwas.“

Wichtig für den eigenen Alltag sei das Setzen von eigenen, realistischen Zielen, sagte die Psychologin. „Ein Influencer kann kein realistisches Ziel für mich sein.“ Geduld sei für diese Motivation ebenso wichtig: „Je länger ich etwa regelmäßig etwas mache, was ich mir fest vorgenommen habe, umso schneller wird es zur Routine und dann auch nicht mehr so schwer.“ Hilfreich seien auch kleinere Teilziele, um etwas zu erreichen.

Wie leicht einem die eigene Motivation für eine gesunde Lebensweise falle, hänge von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, sagte Schütz. Dies setze sich aus dem zusammen, was Menschen schon von Geburt an mitbrächten, aber auch aus erlernten Fähigkeiten, den Erfahrungen im Leben. Untersuchungen hätten gezeigt, dass eine wichtige Rolle auch enge Bezugspersonen spielten. „Die Mehrzahl der Menschen hat es außerdem in Gruppenkontexten leichter, sich aufzuraffen.“

Schwierigkeiten mit Motivation oder dem eigenen Antrieb könne es in jeder Altersgruppe geben, unterstrich die Psychotherapeutin. Wichtig sei auch, zu hinterfragen, welche Gründe es dafür geben könne und psychische Erkrankungen wie Depressionen auszuschließen. Hinweise auf solche Krankheiten seien beispielsweise eine wochenlange niedergeschlagene Stimmung und eine verlorene Freude für bislang gerne ausgeführte Aktivitäten.