Eine Urlaubsreise kann für Kinder aus Trennungsfamilien zur Herausforderung werden. „Wenn im Urlaub latent schwelende Konflikte zwischen den Eltern bzw. in den Familienbeziehungen angesprochen werden sollen, kann dies Druck und Widerstände auslösen“, warnt der Hamburger Familienpsychologe und -therapeut Wolfgang Hantel-Quitmann gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Oftmals seien es Restkonflikte aus der elterlichen Trennung oder der Umgang mit neuen Partnerinnen bzw. Partnern, die sich als Urlaubskonflikte herausstellten. „Dann sind die Eltern gefordert, diese Konflikte zu lösen, notfalls auch mit professioneller Hilfe“, appelliert Hantel-Quitmann.
Er rät dazu, Kinder bzw. die kindliche Sicht stets in die Urlaubsüberlegungen einzubeziehen, „in jedem Alter, nur sehr unterschiedlich“. Auch bei Kleinkindern wüssten Eltern etwas von den Vorlieben und Eigenarten eines Kindes. Die Eltern sollten sich fragen, „was das Kind gern macht und worüber es sich freuen würde im Urlaub.“
Letztlich gehe es aber immer darum, Kompromisse zu finden. Wenn Kinder sprechen und sie ihre Wünsche formulieren können, sollten diese in die Planungen einbezogen werden. „Kinder entwickeln ab vier bis fünf Jahren eine Mentalisierungsfähigkeit, sodass sie die eigenen Sichtweisen von denen der Eltern unterscheiden lernen“, erläutert Hantel-Quitmann. „Dann erfahren sie, dass andere Menschen auch anders denken und fühlen können, als sie selbst und lernen langsam, zu verhandeln.“
Möchte ein Kind bei dem Elternteil, bei dem es normalerweise lebt, bleiben und nicht mit dem anderen verreisen, sollten die Eltern mit dem Kind darüber sprechen, warum es dies nicht will. „Bei älteren Kindern können die Freundinnen und Freunde wichtiger werden, es kann aber auch an den schlechten Erfahrungen des letzten Urlaubs liegen“, sagt Hantel-Quitmann. „Wenn allerdings das Kind jeglichen Urlaub mit dem anderen Elternteil ablehnt, weil es Konflikte und Probleme in der Beziehung gibt, dann ist die Urlaubsplanung das geringste Übel, denn dann muss nach den Hintergründen für die Beziehungsprobleme gesucht werden.“
Verspürt ein Kind Heimweh nach dem Elternteil, bei dem es normalerweise lebt, sollte es mit diesem kommunizieren können. Wer das unterbinde, „der erlebt den anderen Elternteil mindestens als Störfaktor nicht nur des Urlaubs, sondern der eigenen unbeschwerten Beziehung zum Kind“. Auch hier gebe es anscheinend Restkonflikte, die nicht dem Kind zur Last gelegt werden dürften.