Der Ulmer Psychiater Manfred Spitzer warnt mit drastischen Worten vor den Folgen von Handys für Kinder. Es sei Körperverletzung, Smartphones oder Tablets an Kindergarten-Kinder auszuteilen, sagte Spitzer der „Welt am Sonntag“. Als Folgen nannte er Risiken für die Entwicklung des Gehirns, für die Augen und zu wenig Bewegung.
Zudem hält er Social-Media-Dienste für Kinder für gefährlich. Spitzer sprach „von emotionalen Schäden bei den Mädchen und jungen Frauen, die über Ängste und Essstörungen über Depressionen bis hin zu Suizidgedanken und tatsächlichen Selbstmorden reichen“. „Facebook, TikTok und Co. wissen das bekanntermaßen, aber es gehört nun einmal zu deren Geschäftsmodell. Und daher geschieht nichts, wenn wir uns nicht darum kümmern und endlich weniger verantwortungslos als bisher handeln“, sagte der Neurowissenschaftler und Psychiater.
Als einen Grund, warum das Nutzen von Handy und sozialen Netzwerken für Kinder und Jugendliche bislang nicht reglementiert ist, sieht Spitzer den Einfluss der großen Konzerne: „Die Digital-Lobby von heute ist die mit Abstand stärkste der Welt.“
Der Psychiater hält den Verzicht auf Einschränkungen für verantwortungslos: „Vor 100 Jahren hat man Kinder beruhigt, indem man ihnen ein mit Alkohol und Opium getränktes Wollläppchen unter die Zunge gelegt hat. Heute bekommen sie ein Smartphone – mit all den beschriebenen Folgen für Gehirn, Gesundheit und Bildung. Ich hoffe, wir brauchen keine hundert Jahre, um zu verstehen, was wir unseren Kindern antun.“