Wer andere Menschen permanent moralisch herabsetzt, verhindert auf Dauer eine Verständigung mit Argumenten, ist der Psychiater und Theologe Manfred Lütz überzeugt. Warum er auf die Kunst setzt.
Vom Autor, Psychiater und Theologen Manfred Lütz kommt der Appell, dafür zu sorgen, dass der Gesellschaft nicht ihre christlichen Grundlagen abhandenkommen. Jesu Gebot “Liebet Eure Feinde, tuet Gutes denen, die Euch hassen” habe die Vorfahren, die extrem gewalttätigen Germanen, mühsam zivilisiert, sagte Lütz der Mediengruppe Bayern (Montag). “Je mehr das Christentum hierzulande verdunstet, desto kälter und aggressiver geht es wieder zu.”
Lütz ergänzte, er sehe es mit Sorge, dass Religion teilweise durch Moral ersetzt werde, was die Gesellschaft weiter spalte. “Wenn man andere Menschen moralisch herabsetzt, ist eine Verständigung mit Argumenten nicht mehr möglich, es entsteht Wut oder Hass.” Wenn diese moralische Diskreditierung in den sozialen Medien oder anderswo öffentlich werde, sei das für das Opfer erschütternd.
Überwinden lasse sich diese gesellschaftliche Spaltung, indem jeder Einzelne sich bemühe, andere Menschen nicht moralisch abzuwerten, empfahl der Psychiater. Zudem sollte man so viel Verbindendes in der Gesellschaft wie möglich suchen. Dazu gehöre zum Beispiel die Kunst. Diese sei nicht nur für Experten geschaffen, sondern für alle Menschen, und sie könne einen humanisierenden Einfluss auf Menschen haben. – Zur Mediengruppe Bayern gehören die “Passauer Neue Presse”, der “Donaukurier” und die “Mittelbayerische”.