Menschen denken zu wenig voraus und lernen zu wenig aus vergangenen Erfahrungen – das beobachtet der Psychiater und Buchautor Pablo Hagemeyer. Doch er sieht Chancen, wie sich das ändern lässt.
Wer mit 20 an die Zukunft denkt, ist mit 50 “erfolgreicher, gesünder und weniger pleite” – darauf weist der Psychiater Pablo Hagemeyer hin. Die häufigste Art des Menschen, sich selbst zu täuschen, sei jedoch, nicht an das “Zukunfts-Ich” zu denken, sagte Hagemeyer der Katholischen Nachrichten-Agentur. Das Buch “Hör auf mit der Selbstsabotage” des Psychiaters, der im oberbayerischen Weilheim praktiziert, ist soeben erschienen.
Fast alle Menschen litten an Formen der Selbstsabotage, sagte der Experte weiter. “Man hält Gedanken für wahr, ohne sie richtig zu überprüfen – und lenkt sich damit vom eigentlichen Problem ab.” Ein Beispiel dafür sei eine Person, die sich selbst für sehr erfolgreich halte, in Wahrheit aber wenig zustande bringe und sich mit Schokolade tröste. “Dann bin ich damit beschäftigt, Details an meinem Diätplan zu lösen – statt mir grundsätzlich klarzumachen, wie viele Kalorien ich brauche, wie viel Sport ich mache und wo ich ansonsten stehe.”
Eine sogenannte narzisstische Selbstsabotage müsse nicht “schillernd und selbstverliebt” daherkommen, erklärte Hagemeyer. So scheiterten manche Menschen an der Überzeugung, so großartig zu sein, dass sie ohne großen Aufwand viel erreichen könnten. “Sie bleiben auf dem Sofa liegen, weil sie sich nicht trauen, etwas anzufangen, weil sie nicht wissen, wie sie sich die Arbeit einteilen können oder weil sie nicht einsehen, vermeintlich triviale Dinge zu tun, die so gar nicht grandios sind.” Sie schafften sich ein “Pseudoproblem” und stünden sich selbst im Weg. Andere Narzissten seien durchaus erfolgreich, nutzten aber andere Menschen aus.
Um von derartigen Schwierigkeiten betroffen zu sein, müsse keine psychische Erkrankung vorliegen, betonte der Psychotherapeut. Die meisten Menschen vergäßen jedoch eigene Erfahrungen – etwa, wie rasant sie in einer schwierigen Lebensphase abgenommen hätten. “Wenn wir gezielt abnehmen wollen, fällt es uns dagegen viel schwerer, eine halbe Stunde täglich Sport zu machen oder eine Weile zu fasten. Diese kleinen Schubser brauchen wir, um aus einem alten Denkmuster herauszukommen.”