In Serbien sorgt der Mord an dem regierungskritischen Journalisten Slavko Curuvija 25 Jahre später erneut für Aufsehen. Ein Berufungsgericht hatte die verurteilten Mörder, vier Sicherheitsoffiziere des Milosevic-Regimes, vor dem Wochenende freigesprochen. Jetzt wollen Medienvertreter, Juristen und Menschenrechtler gegen das Urteil ankämpfen.
Die Entscheidung des Gerichts lasse darauf schließen, dass ein Menschenleben in Serbien “praktisch nichts wert ist”, kritisierte der serbische Anwalt Ivan Ninic gegenüber dem Sender “N1”. Dies sei besonders bedauerlich, da es sich bei dem Westbalkan-Land um einen EU-Beitrittskandidaten handle. Daneben protestierte auch die regierungskritische Tageszeitung “Danas” gegen das Urteil. Ihre blanke Titelseite trug am Montag einzig die Aufschrift: “Slavko Curuvija 1949-1999-2024”. Die Justiz- und Sicherheitsbehörden in Belgrad seien in den 90ern steckengeblieben und verlangten dringend Reformen, hieß es von der Chefredaktion.
Curuvija, ein Journalist und Zeitungsherausgeber, galt als herausragender Kritiker des serbisch-jugoslawischen Machthabers Slobodan Milosevic. 1999 wurde er durch mehrere Schüsse vor seinem Haus in Belgrad niedergestreckt. Vier Vertreter des serbischen Geheimdienstes wurden 2021 zu langen Haftstrafen verurteilt – zu Unrecht, wie das Berufungsgericht jetzt befand. Demnach gebe es nicht genügend belastende Beweise. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) bezeichnete das Urteil als “harten Schlag” im Kampf um Pressefreiheit und den Schutz von Journalisten in der Balkan-Region.