Seit Monaten tobt beim Medienkonzern ProSiebenSat.1 ein erbitterter Machtkampf. Nun müssen die Verantwortlichen auch noch einen strikten Sparkurs umsetzen, dem hunderte Beschäftigte zum Opfer fallen sollen.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat einen massiven Stellenabbau angekündigt. In einer Pressemitteilung teilte das Unternehmen am Mittwoch mit, im Zuge der Umstrukturierung sei eine Reduzierung der Belegschaft um 430 Vollzeitstellen erforderlich. In Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern habe man sich darauf geeinigt, dass der Stellenabbau “sozialverträglich durch ein Freiwilligen-Programm” erfolgen solle, so der Konzern.
Durch den Schritt erhoffe man sich eine Verschlankung der Prozessstruktur sowie eine höhere Kosteneffizienz, heißt es weiter. “Wir haben eine klare Strategie und setzen diese konsequent um”, so der Vorstandsvorsitzende Bert Habets, dessen Vertrag erst kürzlich verlängert worden war. “Gleichzeitig bleibt das wirtschaftliche Umfeld für uns sehr herausfordernd.” Umso wichtiger sei es, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Kostenstruktur zu verbessern.
Vor diesem Hintergrund sei der angekündigte Stellenabbau eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, so Habets weiter. Um sich dem “tiefgreifenden Strukturwandel in der Medienbranche” anzupassen und wieder nachhaltig zu wachsen, müsse man schneller, effizienter und digitaler werden. “Mit unserer neuen Struktur und den geplanten Maßnahmen stellen wir die entscheidenden Weichen dafür”, so der Vorstandsvorsitzende.
Der Konzern befindet sich schon länger in einer Krise. Zwischen den Aktionären und dem Vorstand tobt ein Machtkampf um die Vorherrschaft im Unternehmen. Die Familie des verstorbenen italienischen Medienmoguls und Ex-Präsidenten Silvio Berlusconi hatte Ende März den anderen Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht, um die Mehrheit im Konzern zu übernehmen. Im Anschluss war der Aktienkurs um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Eine Entscheidung steht noch aus. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen der Berlusconi-Familie, MFE, einen Antrag auf Zerschlagung des Konzerns gestellt, der damals noch knapp gescheitert war.