Von Gunter Kennel
Was für ein existenzielles Geschehen! Gott nimmt seinen Geist von Saul und es kommt – übrigens auch von Gott – ein böser Geist, der seine Seele verdunkelt. Kluge Ratgeber verschaffen sodann ihrem König Hilfe – oder zumindest Erleichterung –, weil sie um die Möglichkeiten der Musik wissen und darum vorschlagen, Saul einen Musiker an die Seite zu stellen. Und tatsächlich: Die Musik ist stärker als der von Gott kommende böse Geist und wenn sie da ist, verschwindet er!Urwissen und Urerfahrung der Menschen: Vielleicht schon mit dem ersten Gebrauch von Knochenflöten vor 40000 Jahren einsetzend. Bei den Ratgebern Sauls genauso wie zweieinhalbtausend Jahre später bei Luther fest verwurzelt, der sagt, dass die Musik den Teufel vertreibt und die Traurigen fröhlich macht. Und heute professionell in der Musiktherapie zum Einsatz gebracht.Freilich: Das geht nicht immer automatisch und nicht jeder an seiner Seele Kranke erfährt zwangsläufig Besserung durch Musik. Aber sehr oft werden doch durch Musik positive Prozesse ausgelöst. Ein Klagelied macht das Leiden vernehmbar, macht es für den Leidenden vielleicht erträglicher und für diejenigen, dies es hören, ist es vielleicht ein Ansporn, soweit möglich etwas gegen solches Leiden zu tun. Eine fröhliche Musik hellt die Seele auf oder gibt der eigenen Freude Ausdruck. Eine feierliche Musik schafft erhabene Momente. Schließlich: Durch Musik gelingt es immer wieder, Stimmungsumschwünge herbeizuführen, so wie bei Saul durch das Zuhören (oder vielleicht auch durch Mitsingen?), mehr aber noch, wenn wir selber musizieren. (…)
Ausgabe kaufen und weiterlesen
Predigttext am 4. Sonntag nach Ostern: Kantate, 1. Samuel 16,14–23 (Reihe 1)14 Der Geist des Herrn aber wich von Saul und ein böser Geist vom Herrn ängstigte ihn. 15 Da sprachen die Großen Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott ängstigt dich. 16 Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit er mit seiner Hand darauf spiele, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, und es besser mit dir werde. 17 Da sprach Saul zu seinen Leuten: Seht euch um nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir. 18 Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön gestaltet, und der Herr ist mit ihm. 19 Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende zu mir deinen Sohn David, der bei den Schafen ist. 20 Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David. 21 So kam David zu Saul und diente vor ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb und er wurde sein Waffenträger. 22 Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen. 23 Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde es Saul leichter und es ward besser mit ihm und der böse Geist wich von ihm. „die Kirche“ beteiligt sich an der Revision der Perikopenordnung. Jedem Kirchenkreis wurde durch die EKBO eine Perikopenreihe zugeordnet.