Die Pfarrerausbildung der evangelischen bayerischen Landeskirche verlässt Ende August das Haus des Predigerseminars in attraktiver Lage am Wöhrder See. Was mit dem Gebäude und dem Anwesen dann passieren soll, ist noch nicht geklärt. Die Landeskirche prüfe aktuell verschiedene Möglichkeiten der künftigen Nutzung des Areals. Die Überlegungen seien aber in einem „frühen und unkonkreten Stadium“. Man könne sich noch nicht dazu äußern, teilte ein Sprecher der Landeskirche auf epd-Anfrage mit.
Das Predigerseminar, intern „PS“ genannt, wurde 1922 unter anderem von Hans Meiser, dem späteren ersten Landesbischof der bayerischen Landeskirche gegründet. Er war gleichzeitig dessen erster Rektor. Der Pfarrernachwuchs könne gerade in der Großstadt „die Erfordernisse der Neuzeit kennenlernen, das Leben von Industriearbeitern, die sozialen Fragen im städtischen Bereich und die Herausforderungen an Prediger des Evangeliums in dieser neuen Zeit“, sagte Meiser damals.
Das Gebäude des Predigerseminars steht auf dem Gelände des früheren „Veilhofs“, eines landwirtschaftlichen Anwesens mit Bürgersitz. 1863 zog die „Nürnberger Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder“ in ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Nähe dieses Bauernhofs. Dessen Neubau aus dem Jahr 1902 erwarb die Landeskirche 1922.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von Brandbomben zerstört. Die charakteristischen Giebel und der neubarocke Dachstuhl wurden nicht wiederaufgebaut. Nach Kriegsende zogen Flüchtlingsfamilien in die Ruine, im Erdgeschoss fand das Hilfswerk des Landesvereins der Inneren Mission eine Unterkunft. Das Predigerseminar konnte im Sommer 1949 den Betrieb wieder aufnehmen.
Bis Ende der 1960er-Jahre wohnten die angehenden Pfarrer nach dem Theologiestudium ein Jahr lang im „PS“, um ihre Studien fortzusetzen. In umliegenden Gemeinden und Schulen sollten sie erste Erfahrungen in Gottesdienst, Katechese und Seelsorge sammeln. Pfarrerinnen kamen erst seit der Einführung der Frauenordination 1975 dazu. Bis heute wurden an dem Ort etwa 3.000 bayerische Pfarrerinnen und Pfarrer ausgebildet.
Im Jahr 2022 beschloss die Landeskirche ein neues Konzept für die Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer. Das sieht nun vor, dass die Ausbildung an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Kooperationspartnern stattfindet.
(00/2140/14.07.2024)