Das Potsdamer Toleranzedikt des Großen Kurfürsten vom 29. Oktober 1685 ist in modernes Deutsch übertragen worden. Zum 340. Jahrestag soll die neue Version am Donnerstag im Französischen Dom in Berlin vorgestellt werden, teilte die Französische Kirche zu Berlin mit. Die Neufassung im „Gegenwartsdeutsch“ sei an der Freien Universität Berlin entstanden.
Das historische Dokument, das die Grundlage für die Zuwanderung von tausenden in Frankreich verfolgten Hugenotten ins damalige Brandenburg ermöglicht habe, sei zwar legendär, hieß es. In der Mischung aus dem gänzlich überholten Deutsch des 17. Jahrhunderts, aus Latein und Französisch sei es jedoch heute weitgehend unverständlich.
Das Edikt von Potsdam habe seinerzeit zugleich der aktiven Anwerbung von
Menschen, Arbeitskräften und protestantischen Glaubensbrüdern gedient, denen zahlreiche Privilegien eingeräumt worden seien, hieß es. Das Asyl für die Hugenotten habe insbesondere in Berlin zur Etablierung einer regelrechten Parallelgesellschaft geführt. So habe um das Jahr 1700 herum ein Fünftel der Berliner Bevölkerung französische Vorfahren gehabt.
In der Neufassung heißt es unter anderem, wegen der „harten Verfolgungen und strengen Maßnahmen“ im Königreich Frankreich „haben wir uns aus Mitleid mit unseren Glaubensgenossen entschlossen, die wegen der reinen Lehre des Evangeliums verfolgt und bedrängt werden“, ihnen „eine sichere und freie Zuflucht in allen unseren Ländern und Provinzen anzubieten“. Die französisch-reformierte Gemeinde zu Berlin feiert den Angaben zufolge jährlich ein „Refugefest“ zur Erinnerung an das Edikt.