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Pop-Up-Trauung: “Wir wollen die Schwelle niedrig halten”

Zum ersten Mal können sich in der Marburger Elisabethkirche am Samstag Paare bei einer „Pop-Up-Trauung“ unkompliziert das „Ja“-Wort geben – die Kirche hat für die Feier einer Gesellschaft alles vorbereitet. Rund zwanzig Paare hätten sich bereits angemeldet, sagte der Besucherpfarrer der Elisabethkirche, Ulrich Hilzinger, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er freue sich über den großen Zuspruch. Weitere spontan Entschlossene seien willkommen. Die Gefahr einer „Eventisierung“ der kirchlichen Trauung sehe er nicht, sagte Hilzinger. Zumal, „wenn man genau hinsieht, sehr viele Trauungen jetzt schon Privat-Events sind“.

Etliche der angemeldeten Paare hätten gesagt, dass sie nach ihrer standesamtlichen Trauung eigentlich noch kirchlich heiraten wollten – aber es kam immer etwas dazwischen. Ein Paar gehöre beispielsweise einer freikirchlichen Online-Gemeinde an, ein weiteres sei bereits seit 52 Jahren verheiratet. Ein Pärchen lebe als Patchworkfamilie und wolle nicht heiraten, sondern sich nur segnen lassen. Ein anderes möchte erst nach der Segenshochzeit in der Elisabethkirche zum Standesamt gehen.

Zwar sei die Hochzeit mittlerweile eines der größten Feste in unserer Gesellschaft, „aber viele wollen das gar nicht“, berichtete der Pfarrer. Hochzeiten würden heutzutage immer teurer und größer, sie seien auch ein Geschäft. Manche Leute hätten nicht das Geld für ein solches Fest, oder sie wollten diesen Anlass einfach nicht so groß feiern.

Der Zeitaufwand bei der „Pop-Up-Trauung“ liege für die Paare etwa bei anderthalb Stunden, erläuterte Hilzinger. Es gebe eine Anmeldung, ein Traugespräch und anschließend einen Gottesdienst mit Gebet, kurzer Predigt und Segnung. Die Paare müssten sich um nichts kümmern. Live-Musik, Sekt, zehn große Kuchenbleche, Hochzeitsfotografen und Glockengeläut stünden zur Verfügung. Insgesamt seien sieben Pfarrerinnen und Pfarrer dafür im Einsatz.

„Wir wollen die Schwelle niedrig halten“, sagte der Pfarrer. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck habe den Beschluss gefasst, dass dort, wo Segen gewünscht werde, dieser weitergegeben werden solle. „Für unser Leben ist es fundamental wichtig, dass eine Partnerschaft gelingt. Die Kirche sagt: Wir bieten euch an, Gott als Dritten mit hineinzuholen.“

Die Elisabethkirche sei mit dem Angebot am Samstag Vorreiter in der Region. Im kommenden Jahr ist nach den Worten von Hilzinger ein landeskirchenweiter Tag für „Pop-Up-Trauungen“ geplant.