Der Berliner Religions- und Kultursoziologe Detlef Pollack hält die zurückgehenden Mitgliederzahlen bei den Kirchen für „unaufhaltsam“. Die Kirchen seien zwar finanziell immer noch gut gepolstert, sagte er der Berliner „taz am Wochenende“ (Samstag, online): „Aber wenn der Glaube mehr und mehr zurückgeht und auch das soziale Umfeld schrumpft, in dem er gedeihen kann, dann schreitet der Prozess der Entkirchlichung immer weiter voran.“
Die Säkularisierung der Gesellschaft sei seit den späten Sechzigerjahren schnell fortgeschritten, sagte Pollack weiter. In der Folge sei es zu einer funktionalen Differenzierung der Lebensbereiche gekommen: „Man lernte: Es gibt Lebensbereiche, in denen es nicht auf Religion ankommt. Man kann zwar persönlich am Glauben festhalten, aber die Gesellschaft kommt auch ohne ihn aus.“
Dabei sei eine Gesellschaft ohne Kirche ärmer, sagte Pollack: „Es fehlt die katholische Messe mit dem Einzug des Priesters im Ornat, mit Messdienern, Weihrauch und rauschendem Orgelklang; die schlichte Anmut eines Kirchenraums der Reformierten; die aufopferungsvolle Strenge der Diakonissen; das Gebet im stillen Kämmerlein; und auch der erbarmungsvolle Blick auf unser armseliges Leben.“ „Das und noch viel mehr“ fehle, sagte Pollack.