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Politologe: Auch mit Populisten reden

Sollte man noch mit Populisten reden? Unbedingt, sagt der Politologe Jan-Werner Müller. Denn sie auszuschließen, könne sie letztlich stärken. Gleichzeitig sieht er den Umgang mit dem Populismus-Begriff kritisch.

Populistische Parteien und Akteure sollten aus Sicht des deutschen Politikwissenschaftlers Jan-Werner Müller nicht gänzlich vom politischen Diskurs ausgeschlossen werden. Es gelte, mit Populisten zu reden, doch gleichzeitig nicht wie Populisten zu reden, sagte der in Princeton lehrende Politologe der “Welt am Sonntag”.

Beide Extreme, der totale Ausschluss vom Dialog oder die Übernahme ihrer Inhalte, könnten die Position von Populisten stärken, warnte Müller. Das eine untermauere die Behauptung der Populisten, die anderen würden sich nicht trauen, mit ihnen zu reden, das andere normalisiere hingegen den Rechtspopulismus und könne sich letztlich auch auf das Wahlergebnis auswirken.

Zudem moniert der Wissenschaftler einen inflationären Gebrauch des Populismus-Begriffs. Es würde nicht mehr unterschieden zwischen Populismus und anderen Phänomenen wie Rassismus, Nationalismus oder Protektionismus, die dadurch verharmlost würden. “Wenn man etwa Rechtsextremismus als populistisch einstuft, gleichzeitig aber sagt, ein Populist tue nur das, was jeder Politiker tun müsse, nämlich dem Volk aufs Maul schauen – dann ist das Ergebnis in der Tat Verharmlosung.” Ebenso dürfe nicht jede laute Kritik als populistisch etikettiert werden. “Das eine wie das andere schadet der politischen Kultur”, betonte Müller.