Artikel teilen:

Politiker würdigen Wiener Kardinal Schönborn

Er hat sich für Flüchtlinge ebenso eingesetzt wie den Dialog mit dem Staat. In Österreich haben Vertreter von Staat und Religion den Wiener Erzbischof als Brückenbauer und Weichensteller bezeichnet.

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat den scheidenden Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, als Brückenbauer, Mann des Glaubens und großen Kommunikator bezeichnet. Darum beneide er ihn. Während des Dankgottesdienstes im Stephansdom sagte Van der Bellen am Samstagnachmittag außerdem: “Ein ‘Pontifex austriacus’ wäre doch ein passender Name.”

Es sei keine Selbstverständlichkeit, als Repräsentant des Staates zum Abschiedsgottesdienst eingeladen worden zu sein, so Van der Bellen weiter. Staat und Kirche seien in Österreich getrennt. Es zeuge vom guten Verhältnis, auch wenn es bei manchen Belangen unterschiedliche Auffassungen gebe. Van der Bellen nahm mit weiteren Vertretern aus Politik, der Kirchen und Religionen an der Festmesse anlässlich der Emeritierung des Kardinals teil, der am 22. Januar 80 Jahre alt wird.

Schönborn hatte zuvor in seiner Predigt für ein gesellschaftliches Miteinander von “Eingesessenen und Dazugekommenen” geworben und dieses als entscheidend für die Zukunft bezeichnet. “Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Es kann auch unser Schicksal werden.” Van der Bellen ergänzte später, dass Schönborn selbst Flüchtlinge aufgenommen hatte.

Wichtig war dem Wiener Erzbischof beim Festakt allerdings auch, die Kirchenaustritte zu erwähnen, alleine 85.000 im Jahr 2023. “Wir nähern uns einem weit verbreiteten religiösen Analphabetismus.” Diese könne jedoch auch Chancen bieten für eine neue Suche nach Sinn sowie dem Entdecken des Glaubens. “Seltsam” sei jedoch, dass sich trotz der zahlreichen Kirchenaustritte zwei Drittel der Bevölkerung “wünschen, dass Österreich weiter ein christliches Land bleibt”.

Vor der Messe hatte bereits Erzbischof Franz Lackner Schönborn als Weichensteller bezeichnet: “An der Schwelle zum 21. Jahrhundert hat Christoph Kardinal Schönborn alle großen Entwicklungen, alle Weichenstellungen der Kirche in Österreich und auch in der Welt entscheidend mitbestimmt und mitgestaltet.” Lackner hatte im Juni 2020 den Vorsitz der Bischofskonferenz von Schönborn übernommen, der dieses Amt nach 22 Jahren von sich aus altersbedingt zurückgegeben hatte.