Ist das Kunst oder KI – oder beides? Eine Göttinger Philosophin kritisiert den Verlust von Wissen durch den Einsatz von KI bei der Erschaffung von Werken. Echte Kreativität könne nur der Mensch leisten.
Die Verantwortung für KI-generierte Kunst muss aus Sicht der Philosophie-Professorin Catrin Misselhorn neu gedacht werden. Traditionelle Kategorien von Autorenschaft und künstlerischer Verantwortung passten für diese neuen technischen Möglichkeiten nicht, sagte die Göttinger Expertin bei einer Veranstaltung im Museum Wiesbaden. Sie warf die Frage auf, wann ein Werk echte Kunst sei.
Die Professorin bezog sich dabei auf Werke von generativer KI, die basierend auf Mustern, Stilen und Textbeschreibungen entstanden. Diese KI entwirft Inhalte, die nicht auf bereits bestehenden Werken basierten, sondern durch eine Art von kreativen Prozessen entstanden. Misselhorn kritisierte einen mutmaßlichen Verlust von Fachwissen und praktischen Fähigkeiten durch den Einsatz von KI.
Sie betonte außerdem, dass die Autorschaft ein zentrales Element sei, um ein Werk als Kunst zu klassifizieren. Daher sei eine Handlung eines Schöpfers nötig. Bei KI-generierten Werken fehle zudem eine eigene Intention, da Maschinen keine eigene Persönlichkeit oder Weltsicht besäßen.
Es könne außerdem ein Verantwortungs-Vakuum entstehen, da KI zwar Persönlichkeiten simulieren könne, dies aber keine echte Verantwortung sei, so die Philosophin. Auch der programmierende Mensch hinter der KI könne nicht unmittelbar für Handlungen einer autonom agierenden KI haftbar gemacht werden.
Die KI-Expertin forscht an der Georg-August-Universität Göttingen zu Fragen neuer Technologien. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Katholischen Erwachsenenbildung Wiesbaden-Untertaunus und Rheingau sowie der Katholische Akademie Rabanus Maurus am Donnerstag ausgerichtet.