Artikel teilen:

Philosophin für ein Verbot empfindungsfähiger Maschinen

Freundschaft mit einer Maschine? Man muss unterscheiden zwischen Realität und Fiktion, mahnt eine Philosophin. Sie betont: “Für eine Freundschaft braucht es Gefühle auf beiden Seiten.”

Die Philosophin Eva Weber-Guskar hat sich für ein Verbot empfindungsfähiger Maschinen ausgesprochen. Firmen, die sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigten, sollten sich nicht nur fragen, was technisch möglich, sondern vor allem auch, was sinnvoll und gut sei, sagte Weber-Guskar im Interview des “Spiegels” (Samstag). “Wichtig scheint mir vor allem, darauf zu achten, dass Roboter und Avatare nicht zu menschenähnlich werden. Man sollte auf alle Eigenschaften verzichten, die uns verführen können, die Maschinen als fühlende Gegenüber zu betrachten.”

Gänzlich ausschließen könne man nicht, dass Maschinen echte Gefühle eingepflanzt würden. “Emotionen sind bewusste Zustände. Damit Maschinen fühlen, benötigen sie also ein Bewusstsein”, erklärte die in Bochum lehrende Wissenschaftlerin. Man wisse aber nicht, was das Bewusstsein eigentlich sei. “Deshalb wissen wir auch nicht, ob wir es im Computer nachbilden können.”

Sie könne sich nicht vorstellen, Freundschaft mit einer KI zu schließen, betonte Weber-Guskar. “Für eine Freundschaft braucht es Gefühle auf beiden Seiten. Freunde fühlen Zuneigung füreinander, sie wünschen einander Gutes. Das ist auf absehbare Zeit mit KI-Systemen nicht möglich.” Zwar werde KI derzeit “massiv emotional aufgerüstet”. Dabei gehe es aber darum, Gefühle zu simulieren, und nicht darum, sie zu empfinden.

Wenn eine Freundschaft mit einem Avatar, also einer virtuellen Figur, funktionieren solle, müsse man sich selbst fiktionalisieren, so die Philosophin. “Man muss also eine Art Double seiner selbst herstellen und dieses von seinem realen Selbst abspalten. Das Double trifft sich dann in der fiktiven Welt mit dem Avatar.” Problematisch werde es, wenn sich jemand ständig im virtuellen Dasein aufhalte und nicht mehr klar zwischen Realität und Fiktion unterscheide. Es könne zum Realitätsverlust kommen, was zu psychologischen Schwierigkeiten führen könne.