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Philosoph Willaschek: Kant ist heute überall präsent

Immanuel Kant (1724-1804) prägt nach Einschätzung des Philosophen Marcus Willaschek die Welt bis in die Gegenwart. „Kant ist heute überall präsent in der Philosophie. Das liegt vor allem an der ungebrochenen politischen Relevanz seines Denkens“, sagte der Frankfurter Professor dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf das Kant-Jahr 2024. Vor 300 Jahren, am 22. April 1724, kam der Denker der Aufklärung in Königsberg zur Welt.

„Immanuel Kant ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit“, urteilte Willaschek, Autor von „Kant: Die Revolution des Denkens“ (2023). Ohne ihn würde der Begriff der Menschenwürde im Grundgesetz fehlen, das Konzept des mündigen Bürgers. Sein berühmter kategorischer Imperativ sei noch heute eine moralische Richtschnur für sehr viele Menschen: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Er könne auch Orientierung geben in einer Welt, in der die Menschen angesichts von Krisen wie dem Klimawandel Verantwortung für künftige Generationen übernehmen müssten: „Es geht laut Kant nicht darum, ob mein Verzicht auf einen Urlaubsflug das Klima rettet, sondern ob es vernünftig wäre, wenn alle dies täten. Dann sollte auch ich es tun.“

Als Philosoph der Aufklärung stehe Kant dafür, sich von vorgegebenen Meinungen unabhängig zu machen und für Freiheit, für eine kritische Öffentlichkeit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzutreten. Was wir von ihm lernen könnten, sagte Willaschek, sei die unglaubliche Bedeutung von Bildung für die Demokratie: „Nur aufgeklärte, gebildete Bürger – Kant sagt: mündige Bürger – sind in der Lage, sich im heutigen Mediendschungel zurechtzufinden.“ Das kritische Denken, das Kant in den Mittelpunkt seiner Philosophie gestellt habe, müsste noch viel stärker in den Schulen vermittelt werden.