Die große Mehrheit der Bundesländer blickt skeptisch auf die Forderung nach Pflichtbesuchen von Schülerinnen und Schülern in KZ-Gedenkstätten. Die Landesbildungsministerien betonten in einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die große Bedeutung der Erinnerungsarbeit und verwiesen auf vielfältige schulische Aktivitäten zu diesem Thema. Eine Verpflichtung zum Besuch von Erinnerungsorten ist aber die Ausnahme.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte die Idee verpflichtender Besuche in der vergangenen Woche ins Gespräch gebracht. Es „wäre gut“, wenn jeder Schüler und jede Schülerin im Laufe der Schullaufbahn einmal eine KZ-Gedenkstätte besuche, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auf die Frage, ob die Schulen dazu verpflichtet sein sollten, sagte Prien: „Die Lehrpläne sollten das vorsehen.“
Den Angaben der Landesregierungen zufolge ist in den Lehrplänen für verschiedene Fächer der Besuch von NS-Gedenkstätten bereits verankert – in der Regel als Soll-Vorgabe. In Bayern dagegen ist nach Angaben des Kultusministeriums der Besuch eines NS-Erinnerungsorts für die neunten Klassen an Realschulen und Gymnasien im Lehrplan „verpflichtend verankert“, für Mittelschulen soll dies ab dem nächsten Schuljahr gelten. Auch im Saarland ist der Besuch laut Landesbildungsministerium „ein verpflichtender Teil der schulischen Bildung“. In Rheinland-Pfalz können die einzelnen Schulen einen verpflichtenden Besuch beschließen, wie das Landesbildungsministerium mitteilte.
In den meisten anderen Bundesländern ist auch weiterhin keine Pflicht geplant. Für Hamburg ist im dortigen Koalitionsvertrag verabredet, dass der Besuch einer Gedenkstätte zum NS-Unrecht für alle Schülerinnen und Schüler „verpflichtend“ wird. An der epd-Umfrage beteiligten sich alle 16 Landesregierungen.