Die Pflegekammer NRW warnt vor wachsender Bürokratie und der zusätzlichen Belastung der Mitarbeiter durch die Erhebung der „Pflegepersonalregel 2.0“ (PPR 2.0). Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek) sollte das Verfahren „kritisch“ überprüfen, da es Pflegefachpersonen mit Aufgaben belaste, „die nicht im Sinne einer optimalen Pflege sind“, mahnte die Kammer am Dienstag in Düsseldorf.
Die PPR 2.0 soll zur Berechnung einer optimalen Personaldecke in der Pflege dienen, wie es hieß. Dabei werden nach Ansicht der Pflegekammer aber auch Daten erhoben, die von dem Institut nicht genutzt werden. „Das bindet unnötig Ressourcen bei den Kolleg/innen, sorgt für Frust und schafft keinen Mehrwert“, kritisierte die Präsidentin der Pflegekammer NRW, Sandra Postel.
Deshalb fordert die Kammer von dem Institut, dass die Daten künftig entweder eine sinnvolle Verwendung finden oder die Dokumentation reduziert wird. Ziel müsse es sein, die Pflegefachpersonen von unnötiger Bürokratie zu befreien.
„Wir sind uns darin einig, dass wir eine präzise Berechnung des Personalschlüssels brauchen, die sich am tatsächlichen Bedarf auf einer Station während einer Schicht orientiert“, betonte Postel. Dafür sollten möglichst schichtgenaue Daten erhoben werden. Wenn diese Daten aber nicht im Interesse des Pflegefachpersonals ausgewertet würden, ergebe das Verfahren „keinen Sinn“, mahnte die Kammer-Präsidentin.
Die PPR 2.0 ist ein Punktesystem, mit dem festgelegt werden soll, welche Patienten wie intensiv gepflegt werden müssen. Aus diesem System ergibt sich dann der konkrete Pflegebedarf und der Schlüssel an Pflegefachperson pro Patient. Bei der praktischen Umsetzung der PPR 2.0 ergeben sich allerdings viele Herausforderungen.
Die Pflegekammer NRW nennt ein Beispiel aus der Kinderkrankenpflege: Hier sei festgestellt worden, dass die digitalen Tools der PPR 2.0 die Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern nicht ausreichend berücksichtigen. Dies könne zu fehlerhaften oder ungenauen Einstufungen und damit falschen oder unzureichenden Behandlungen der Patienten führen. Zudem zeige sich, dass die auszufüllenden Unterlagen für die Kinderkrankenpflege an vielen Stellen unterschiedlich interpretiert werden können. Dies führe dazu, dass Krankenhäuser die Dokumentation unterschiedlich handhabten und damit eine bundesweite Vergleichbarkeit der Daten einschränkt werde.
„Wir möchten sicherstellen, dass Pflegefachpersonen ihre Zeit dort einsetzen können, wo sie am meisten gebraucht wird – bei der direkten Versorgung der Patient/innen“, erklärte Postel. Die Bürokratie müsse so gestaltet werden, „dass sie die Pflege nicht unnötig belastet und die Qualität der Versorgung nicht beeinträchtigt“.