Seit zwei Jahren ist der Libanon ohne gewählte Staatsspitze. Und das ausgerechnet in der vielleicht schwersten Krise des Landes. Das muss sich endlich ändern, meint das einflussreiche Oberhaupt der Maroniten.
Der maronitische Christenführer Kardinal Bechara Rai hofft, dass am 9. Januar endlich ein libanesisches Staatsoberhaupt gewählt wird, das Vertrauen wiederherstellen und das Land in der aktuell schwierigen Lage führen könne. Der Libanon brauche einen Präsidenten, der internes und externes Vertrauen genießt, an Institutionen glaubt, die Wirtschaft vorantreibt und zerstörte Häuser insbesondere im Südlibanon wiederaufbaut, sagte der Patriarch bei seiner letzten Sonntagspredigt vor Weihnachten an seinem Amtssitz Bkerke. Er müsse die dringenden “Strukturreformen anstreben und die Einheit zwischen den Bürgern festigen”, betonte der Patriarch laut libanesischen Presseberichten.
Die zweijährige Vakanz an der Staatsspitze seit dem Rücktritt von Präsident Michel Aoun aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten bezeichnete der Kirchenführer als “beschämend”. Die Wahlen, die Parlamentspräsident Nabi Berri unmittelbar nach dem Waffenstillstand mit Israel für den 9. Januar anberaumt hatte, seien für die Libanesen eine Gelegenheit, wieder Hoffnung auf ihre Zukunft zu schöpfen, sagte der maronitische Patriarch. Rai gilt im Libanon als eine gewichtige politische Stimme. Nach dem libanesischen Staatsvertrag muss der vom Parlament zu wählende Staatspräsident maronitischer Christ sein.