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Patientenschützer kritisiert Vorstoß zu Leistungskürzung bei Senioren

Keine Hüft- und Knie-OP für Menschen über 80? Der Chef eines Klinikkonzerns stellt die bisherige Praxis infrage. Deutliche Kritik kommt vom obersten deutschen Patientenschützer. Das sei unverhohlene Diskriminierung.

Als diskriminierend bezeichnet die Deutsche Stiftung Patientenschutz den Vorstoß, Menschen über 80 Jahren nicht mehr alle Gesundheitsleistungen zu finanzieren. “Medizinische Leistungen haben dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen”, sagte Vorstand Eugen Brysch am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Vorstandsvorsitzende der Sana-Kliniken, Thomas Lemke, hatte am Samstag im Podcast “Table Today” von Table Media Leistungen für Seniorinnen und Senioren infrage gestellt: “Müssen wir in jeder Lebensphase, ich rede von 80 aufwärts, die vollumfängliche Medizin zukommen lassen wie Implantate, Hüfte, künstlicher Knieersatz?” In anderen Ländern würden medizinische Leistungen ab einem gewissen Alter nur bei Eigenbeteiligung angeboten.

Lemke diskriminiere unverhohlen alte Menschen, so Brysch. Das verstoße auch gegen den firmeneigenen Verhaltenskodex. “Deshalb wäre sein Rücktritt konsequent.” Er verwies darauf, dass medizinische Hilfe per Gesetz nur im notwendigen Umfang in Anspruch genommen werden dürfe. “Deshalb erhalten gesetzlich Versicherte Implantate, Hüften und Kniegelenke, um Schmerzen zu lindern, Gesundheitsrisiken zu minimieren und möglichst viel Lebensqualität zu erhalten.” Einkommen und Alter spielten bei gesetzlich Versicherten bisher keine ausschließende Rolle.

Eigentümer des Sana-Konzerns seien die großen privaten Krankenversicherungen. Würde Lemke politische Unterstützung für seinen Vorstoß erhalten, “könnten Millionen privatversicherte alte Menschen bei entsprechenden notwendigen Operationen noch mit Extra-Zuschlägen belastet werden”, warnte Brysch.