18.06 Uhr. Die Sonne steht fast direkt über der Kuppel des Petersdoms, als ein Raunen durch die Menge geht. Schützend halten viele ihre Hände gegen das gleißende Licht, noch unsicher, ob sie wirklich sehen, was sie zu sehen glauben. Wenige Sekunden später sind alle Zweifel ausgeräumt. Der weiße Rauch bleibt weiß. Die Welt hat einen neuen Papst.
Die Glocken des Petersdoms erklingen wie Musik zum Jubel der Menschen, Fahnen in Regenbogenfarben schwingen feierlich neben Flaggen aus etlichen Ländern der Welt über der Piazza San Pietro. „Habemus Papam!“, ruft Evaristo und die Menschen um ihn herum stimmen mit ein. Der junge Mann aus Nigeria studiert an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom Theologie: „Das ist ein Moment der Einheit“, sagt er. „Christen und Nicht-Christen, Katholiken und Andersgläubige, wir sind alle eins.“
Der Mexikaner Alejandro kann sein Glück kaum fassen: „Erst heute Morgen bin ich in Rom angekommen“, sagt er freudestrahlend. „Dass ich das miterleben darf, macht diesen Tag zu einem der glücklichsten in meinem Leben.“
Ihre Zuversicht, dass es am Donnerstagabend passieren würde, hatten schon viele Menschen an diesem Tag geäußert. Schließlich hätten die Kardinäle Jorge Mario Bergoglio 2013 im fünften Wahlgang zum Papst gekürt. Benedikt XVI. war 2005 schon nach dem vierten Wahlgang als Pontifex hervorgegangen.
Pieterjan und Stefanie aus Belgien haben bereits am Vorabend vier Stunden auf dem Petersplatz ausgeharrt und den Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle beobachtet: „Wir haben zwei Kinder. Morgen werden sie in der Schule vom neuen Papst hören und wir können ihnen davon erzählen, dass wir bei diesem historischen Moment dabei waren.“
Rund eine Stunde nachdem der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen ist, geht es weiter. Als Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti den Namen des neuen Papstes auf der Loggia des Petersdoms verkündet, kommen viele Fragen auf: „Wie war sein Name?“ – Robert Francis Prevost. „Und woher kommt er?“ – Aus den USA. Tatsächlich gilt die Wahl des 69-jährigen US-Amerikaners, der als Papst den Namen Leo XIV. tragen wird, als Überraschung. Geboren 1955 in Chicago, wirkte Prevost als Geistlicher viele Jahre in Peru.
„Wir brauchen gute Menschen, die aus unserem Land kommen“, kommentiert eine Amerikanerin. Und auch ein junger Katalone meldet sich zu Wort: „Er ist ein Mann der Mitte. Der perfekte Brückenbauer“, sagt er.