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Papst ruft Bischöfe zu konsequentem Vorgehen gegen Missbrauch auf

Bischöfe sollten idealerweise Vorbilder für die Gläubigen sein. Ihr oberster Vorgesetzter, der Bischof von Rom, hat genaue Vorstellungen, wie ein Bischof leben sollte. Diese formulierte Papst Leo XIV. jetzt im Petersdom.

Papst Leo XIV. hat die Bischöfe an ihre Pflichten als “Männer des Glaubens und der pastoralen Liebe” erinnert. Er forderte sie zu entschlossenem Vorgehen bei Situationen auf, “die einen Skandal hervorrufen können”; insbesondere sollten sie “jeden Fall von Missbrauch, insbesondere gegenüber Minderjährigen, gemäß den geltenden Bestimmungen” angehen, sagte er am Mittwoch vor mehr als 400 Bischöfen und Kardinälen im Petersdom.

Zugleich rief er sie zur Einhaltung des Zölibats auf. Es gehe nicht nur darum, sexuell enthaltsam zu leben, sondern “damit allen das wahre Bild der Kirche zu vermitteln, die in ihren Gliedern wie in ihrem Haupt heilig und keusch ist”, sagte Leo bei der Veranstaltung zum Heiligen Jahr 2025 in Rom.

Vornehmste Aufgabe der Bischöfe sei es, den Menschen die Botschaft Gottes zu bringen – auch gegen Widerstände. “Zu verkünden, dass die Hoffnung nicht enttäuscht, bedeutet manchmal, gegen den Strom zu schwimmen, sogar gegen die Offensichtlichkeit schmerzhafter und ausweglos erscheinender Situationen”, sagte Leo, selbst Bischof von Rom: “Wenn Familien übermäßig belastet sind und die öffentlichen Einrichtungen sie nicht angemessen unterstützen; wenn junge Menschen enttäuscht und angewidert sind von trügerischen Botschaften; wenn die Älteren und die Menschen mit schweren Behinderungen sich verlassen fühlen, ist der Bischof ihnen nahe und bietet nicht Rezepte an, sondern die Erfahrung von Gemeinschaften, die versuchen, das Evangelium in Einfachheit miteinander zu leben.”

Weiter rief der Pontifex zu pastoraler Klugheit auf, zu der die Praxis des Dialogs gehöre, auch in der Gestaltung der Synodalität, also der Beteiligung aller Gläubigen in der Kirche. “In dieser Hinsicht hat Papst Franziskus uns einen großen Schritt vorangebracht, indem er mit pädagogischer Weisheit auf der Synodalität als einer Dimension des Lebens der Kirche bestanden hat”, verwies Leo auf das von seinem Vorgänger begründete Reformprojekt “Weltsynode”. Dabei sollen neue Formen der kirchlichen Teilhabe erarbeitet werden.

Ebenso forderte Leo XIV. einen einfachen, nüchternen und großherzigen Lebensstil für den Bischof. “Die Armen müssen in ihm einen Vater und einen Bruder sehen können und sich nicht unwohl fühlen, wenn sie ihm begegnen oder sein Haus betreten”, betonte der Papst. “Er hängt persönlich nicht an Reichtümern und lässt sich wegen dieser oder anderer Formen von Macht nicht auf Günstlingswirtschaft ein”, sagte Leo. “Sein Herz ist offen und aufnahmebereit, und das gilt auch für sein Haus.”

Als weitere Tugenden der Bischöfe nannte Leo Loyalität, Aufrichtigkeit, Großherzigkeit, Offenheit des Geistes und des Herzens, die Fähigkeit, sich mit den Fröhlichen zu freuen und mit den Leidenden zu leiden. Ebenso Selbstbeherrschung, Feingefühl, Geduld, Diskretion, Aufgeschlossenheit für das Zuhören und den Dialog sowie Dienstbereitschaft. All diese Tugenden “können und müssen wir in Übereinstimmung mit Jesus Christus und mithilfe der Gnade des Heiligen Geistes pflegen”, so der Papst.

Bereits bei der Generalaudienz am Vormittag auf dem Petersplatz hatte Leo die Menschen zum Gebet für die Bischöfe, Priester und Seminaristen aufgerufen, damit diese ihren Dienst im Sinne des “Heiligsten Herzen Jesu” erfüllen könnten. Es war die letzte Generalaudienz des seit 8. Mai amtierenden Papstes vor der Sommerpause. Die wöchentlichen Audienzen werden am Mittwoch, 30. Juli, wieder aufgenommen. Leo XIV. begibt sich vom 6. bis 20. Juli für einen zweiwöchigen Urlaub in die Papstresidenz nach Castel Gandolfo. Öffentliche wie private Audienzen werden in diesem Zeitraum ausgesetzt.