Am Sonntag haben Italiens Katholiken Fronleichnam gefeiert. Dazu trugen sie in feierlichen Umzügen geweihte Hostien durch die Straßen. In Rom geschah das erstmals seit Jahren wieder in Gegenwart des Papstes.
Erstmals seit 2017 hat ein Papst wieder an der traditionellen Fronleichnamsprozession im Herzen Roms teilgenommen. In einem festlichen Umzug trug Leo XIV. die Monstranz mit der geweihten Hostie zur Basilika Santa Maria Maggiore in der Nähe des römischen Hauptbahnhofs. Begleitet wurde er von zahlreichen Gläubigen und Geistlichen. Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt am frühen Sonntagabend eine Festmesse auf dem Platz vor der Lateranbasilika gefeiert.
In seiner Predigt verurteilte er dabei die zunehmende Ungleichheit in der Welt. Ganze Völker würden durch die Gier der anderen gedemütigt. “Angesichts des Elends so vieler ist der Überfluss bei einigen wenigen ein Zeichen für gleichgültigen Hochmut, der Schmerz und Ungerechtigkeit verursacht”, so Leo XIV. “Statt zu teilen, verschwendet solche Üppigkeit die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit.” Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief darum zum Teilen auf, auch “um die Hoffnung zu vermehren”.
Anlässlich des Fronleichnamfestes, bei dem Katholiken die Gegenwart Christi in Brot und Wein feierlich zum Ausdruck bringen, erinnerte Leo XIV. daran, dass Christus die Antwort Gottes auf den Hunger der Menschen sei. “Um zu leben, müssen wir uns vom Leben ernähren, indem wir es Pflanzen und Tieren nehmen.” Doch etwas Totes zu essen, erinnere zugleich an die eigene Endlichkeit. “Wenn wir uns hingegen von Jesus, dem lebendigen und wahren Brot, ernähren, dann leben wir durch ihn.”
Fronleichnam bedeutet “Fest des Leibes und Blutes Christi”. Es wurde 1264 von Papst Urban IV. als allgemeines Kirchenfest eingeführt. In einigen deutschen Bundesländern sowie im Vatikan ist Fronleichnam ein Feiertag, in Italien jedoch nicht. Darum wird das Fest am darauffolgenden Sonntag begangen. Seit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. (1978-2005) fanden die Feierlichkeiten stets mit einem Gottesdienst in der Lateranbasilika und der anschließenden Prozession nach Santa Maria Maggiore statt.
Leos kürzlich gestorbener Vorgänger Franziskus brach 2018 und 2019 mit der Tradition und beging das Fest in römischen Vororten. Danach verhinderten zunächst die Corona-Pandemie, dann die Gesundheitsprobleme des Papstes seine Teilnahme an den traditionellen Feierlichkeiten. Im vergangenen Jahr nahm Franziskus die Tradition teilweise wieder auf, jedoch aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht, wie ursprünglich angekündigt, an der Prozession teil.