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Pädagoge Zierer kritisiert Digitaloffensive an Schulen

Ab Klasse fünf ein Tablet für jeden – diese Ankündigung des bayerischen Kultusministeriums ist wissenschaftlich nicht unumstritten. Ein Augsburger Professor erhebt Einspruch.

 Der Augsburger Pädagogikprofessor Klaus Zierer hat die von der Staatsregierung angekündigte Digitaloffensive an den bayerischen Schulen kritisiert. Dass schon bald alle Kinder ab der fünften Klasse mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden sollen, werde die Lernleistungen nicht verbessern, erklärte Zierer am Sonntag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und verwies dazu auf mehrere Studien. Stattdessen werde das Ablenkungspotenzial massiv erhöht.

Zierer warnte davor, Digitalität in der Schule als Heilsbringer zu betrachten. Das sei naiv. Ziele wie Bildungsgerechtigkeit würden nicht durch Ausstattung erreicht. “Entscheidend ist die Frage der sinnvollen Nutzung und diese entsteht nicht durch das Verteilen von Technik.”

Der Erziehungswissenschaftler äußerte sich verwundert über diesen bildungspolitischen Kurs. Andere Länder wie Finnland, Schweden und Italien vollzögen inzwischen eine Rolle rückwärts und verbannten digitale Endgeräte aus den Klassenzimmern.

Zierer rügte ferner den damit verbundenen Druck auf Lehrer, Eltern und Schüler. “Wer ein Buch lesen und in einem Heft schreiben will, wird zum Außenseiter – trotz der eindeutigen Datenlage, dass beides in der Schule analog besser klappt als digital.”

Kinder und Jugendliche hätten Geräte “mehr als genug”, so der Pädagoge. “Sie brauchen aber mehr Menschen, die sich ihnen zuwenden, ihnen etwas beibringen, sie anleiten und ermutigen, sie an Grenzen führen.” Die beiden Zentralmedien für Lernprozesse seien “Herz und Hirn”. Für eine humane Schule brauche es vor allem qualifizierte Lehrkräfte und einen guten Unterricht, “der je nach Bildungsziel digital oder analog ist, aber immer kritisch, reflektiert, demokratisch”.