Die ostdeutschen katholischen Bistümer Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz wollen eine sozialwissenschaftliche Studie zu sexualisierter Gewalt in Auftrag geben. In einem ersten Schritt soll die Untersuchung Missbrauchsfälle erfassen und Verantwortlichkeiten benennen, teilte die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs am Freitag in Berlin als Auftraggeber mit. Die Befunde früherer Untersuchungen sollen einbezogen werden.
Die neue Studie soll zudem Empfehlungen erarbeiten. Ziel sei, dass Betroffene handlungsfähig werden und Täter Verantwortung übernehmen. Interessierte Forschungsteams werden gebeten, bis zum 16. Mai ein Exposé einzureichen.
Die Studienverantwortlichen sollen auch qualitative Interviews mit Betroffenen führen sowie mit Beschuldigten, Tätern und Gemeindevertretern. Ziel seien Erkenntnisse, die zur Partizipation der Gemeinden an der Aufarbeitung beitragen. Der zeitliche Rahmen ist auf drei Jahre festgesetzt.
Die Betroffenenvertreter der katholischen Aufarbeitungskommission in den ostdeutschen Bistümern hatten vor Kurzem das Gremium kritisiert. Es werde dem Anspruch einer unabhängigen, transparenten und partizipativen Aufarbeitung nicht gerecht, hieß es. Die Betroffenen bemängelten vor allem eine fehlende „substanzielle Beteiligung“. Die Studie wird von der Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs der Bistümer Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz gemeinsam mit der katholischen Militärseelsorge in Auftrag gegeben.