Die griechisch-orthodoxe Hochschule in Chalki hat enorme Bedeutung für das Patriarchat von Konstantinopel. Schon lange fordert es die Wiedereröffnung. Auch nach Schützenhilfe aus Athen scheint Bewegung in die Sache zu kommen.
Das seit 1971 geschlossene griechisch-orthodoxe Priesterseminar Chalki in Istanbul könnte vor der Wiedereröffnung stehen. Von entsprechenden Plänen der türkischen Regierung berichtet die Zeitung “Orthodox Times” unter Berufung auf eine türkische Zeitung. Dort heißt, Bildungsminister Yusuf Tekin habe die Hochschule kürzlich besucht und sich mit Mitarbeitern des Ökumenischen Patriarchats getroffen. Die Wiedereröffnung werde als Teil einer “zweiten Welle von Reformen” betrachtet, die die Regierung in Ankara nach den jüngsten Kommunalwahlen umsetzen wolle.
Laut dem Bericht bereitet die Regierung eine umfassende Studie über die Wiedereröffnung vor. Zuletzt war die Wiedereröffnung der Lehranstalt des Ökumenischen Patriarchats bei einem Treffen des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara vor drei Wochen thematisiert worden. Im Vorfeld sagte Erdogan einer griechischen Zeitung: “Wir arbeiten daran, die Theologische Schule von Chalki zu eröffnen. Den gleichen konstruktiven Ansatz erwarten wir von unserem Nachbarn in Bezug auf die Probleme, mit denen die türkische Minderheit in Griechenland im Bildungsbereich konfrontiert ist.”
Das orthodoxe Priesterseminar von Chalki mit angeschlossener theologischer Hochschule war bis zur Schließung durch den türkischen Staat 1971 die wichtigste theologische Einrichtung des Patriarchats von Konstantinopel und eine der führenden orthodoxen theologischen akademischen Stätten weltweit. Viele Theologen, Bischöfe und Patriarchen absolvierten dort ihr Studium, darunter auch Patriarch Bartholomaios I. (84).
1971 wurde Chalki durch ein türkisches Gesetz geschlossen, das den Betrieb privater Universitäten untersagt. Die USA, die EU und Russland setzen sich seit Jahren für eine Wiedereröffnung ein. Die EU setzte das Thema in den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei mit Blick auf die Religionsfreiheit auf ihre Liste der Forderungen an Ankara. Alle Bemühungen blieben bislang aber erfolglos.