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Organisationspsychologe: Eher “Brainwriting” statt Brainstorming

Wie lässt sich Erfolg verwirklichen? Jedenfalls anders als viele denken mögen, weiß der US-amerikanische Psychologe Adam Grant. Und dann räumt er auch noch mit einer liebgewordenen Methode im Berufsalltag auf.

Wer als Führungskraft mit seinem Team erfolgreich sein will, soll einem Experten zufolge nicht darauf setzen, in der Gruppe gemeinsam neue Ideen zu finden. “Hören Sie auf mit Brainstorming”, rät der US-amerikanische Organisationspsychologe Adam Grant im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). Die Daten zeigten seit einem halben Jahrhundert, dass Gruppen, die gemeinsam brainstormen, nicht zu besonders guten Ergebnissen kämen.

Stattdessen rät Grant zu “Brainwriting”. Die Mitarbeitenden sollten vorab eine Frage gestellt bekommen mit der Bitte, ihre Gedanken und Ideen dazu aufzuschreiben. Diese gelte es, im Anschluss zu sortieren und sie im Meeting der Gruppe vorzustellen. Erst dann sollte die Debatte beginnen: “So verschwenden Sie weniger Potenzial.”

Seine ablehnende Haltung gegenüber dem Brainstorming erläuterte Grant damit, dass sich die Teilnehmenden dabei gegenseitig blockierten: “Alle denken gleichzeitig, es kann aber immer nur einer reden. Wer nicht zu Wort kommt, vergisst, was er sagen wollte.” Dazu komme das Ego-Problem. Die Leute wollten nicht dumm wirken, also behielten sie abwegige Ideen für sich, so der Psychologe. “Und es ist jedem ein Bedürfnis, gut in die Gruppe zu passen, weswegen man sich lieber der vorherrschenden Meinung anschließt, statt gegensätzliche Vorschläge einzubringen.”

Außerdem zeigte sich der Wissenschaftler überzeugt, dass Menschen, die sich anstrengen müssten und ihre Ziele nicht auf Anhieb erreichten, am Ende erfolgreicher seien. Sie empfänden Fehler nicht als bedrohlich, sondern lernten aus ihnen. Auch glaube er stark an das Konzept von Charakterstärken. Auf die Dauer seien diese viel relevanter als kognitive Fähigkeiten. “Erfolgreich sind meist die Menschen, die Initiative zeigen, sich sozial verhalten, die diszipliniert und entschlossen sind.”

Es seien diese Fähigkeiten, die dabei helfen könnten, Probleme vorauszusehen und damit zu verhindern, gab der Psychologe zu bedenken. Andererseits versetzten sie einen in die Lage, aus Fehlern zu lernen, anstatt sich selbst dafür fertigzumachen. – Grant lehrt an der Wharton School of the University of Pennsylvania. Er ist Autor mehrerer Bestseller.