Mit einem ungewöhnlichen Vorschlag wollen zwei Ökonomen die Bereitschaft zur Organspende steigern. Hanno Beck und Aloys Prinz schlagen vor, mit einer Lotterie den Anreiz zu erhöhen. “Jeder Inhaber eines Organspendeausweises nimmt an einer jährlichen Lotterie teil, bei der drei Preise von beispielsweise zehn, fünf und einer Million Euro verlost werden”, empfahl Beck im Interview der Welt.
Jeder, der mindestens ein Jahr einen gültigen Organspendeausweis besitze, solle automatisch an dieser Verlosung teilnehmen. Finanziert werden sollten die Preise vom Staat oder den Krankenkassen, fügte der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim hinzu: “Diese Lotterie hilft zum einen, den psychologischen Widerstand gegen eine Organspende zu überwinden, zudem bringt sie mehr Aufmerksamkeit für das Thema – die zweite Barriere auf dem Weg zu mehr Organspendern.”
“Ob Sie aktuell ein Spenderorgan bekommen oder nicht, gleicht einer Lotterie”
Auf die Frage, ob dies nicht makaber sei, sagte Beck: “Die eigentliche Lotterie findet doch derzeit statt – ob Sie aktuell ein Spenderorgan bekommen oder nicht, gleicht einer Lotterie. Da geht es um Menschenleben, bei unserer Lotterie geht es nur um etwas Geld.” Eine solche Initiative müsse von den Medien gut begleitet werden, um für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
In anderen Bereichen, so Beck weiter, habe sich gezeigt, dass Lotterien einiges bewirken könnten, etwa wenn man Menschen motivieren wolle, ihre Medikamente regelmäßiger einzunehmen: “Der Preis, den man mit einer solchen Lotterie erringen könnte, ist es wert, darüber nachzudenken: die Rettung von Menschenleben.”
Widerspruchslösung in der Diskussion
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wollen am heutigen Freitag eine Bundesratsinitiative starten und die Bundesregierung auffordern, einen Gesetzentwurf zur sogenannten Widerspruchslösung im Transplantationsrecht zu beschließen. Dabei wäre grundsätzlich jede Person Organspenderin oder -spender, es sei denn, sie oder – nach ihrem Tod – Ersatzpersonen wie etwa die nächsten Angehörigen widersprechen der Organentnahme.
Ökonom Beck ist skeptisch, ob eine solche Lösung dazu beitragen könnte, die langen Wartezeiten auf eine Organspende in Deutschland zu verringern. Derzeit stehen etwa 8.500 Patienten auf der Warteliste. 2022 wurden nur rund 2.600 Organe gespendet, und die Zahl der Organspender stagniert seit etwa zehn Jahren.