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Nur jeder vierte kommt mit Informationen zur Gesundheit klar

Eine Studie schlägt Alarm: Drei von vier Deutschen finden sich im Dschungel der Gesundheitsinformationen nicht zurecht. Das verursacht Folgekosten in Milliardenhöhe.

Sie sind länger krank, nehmen häufiger Notfalldienste in Anspruch und hören weniger auf Empfehlungen zu Behandlungen: Menschen mit einer geringen Kompetenz in Sachen Gesundheit kosten das Gesundheitswesen einer neuen Studie zufolge Milliarden. Wie Wissenschaftler der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit der “Apotheken Umschau” herausfanden, geht das Wissen rund um Gesundheit weiter zurück. So finde sich nur noch jeder vierte Deutsche im Dschungel der Gesundheitsinformationen zurecht. Das sei im Zehnjahresvergleich eine Verschlechterung um 20 Prozent.

Drei von vier Befragten haben demnach Probleme, Informationen zu Themen wie Behandlung von Krankheiten oder Prävention gezielt zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu bewerten und korrekt anzuwenden. Es hapere zudem nicht nur bei Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen oder die der eigenen Kinder, sondern auch bei der Orientierung im Gesundheitssystem und der Inanspruchnahme von Leistungen.

“Gesundheitskompetenz bedeutet nicht nur, im Krankheits- oder Pflegefall die richtige Hilfe zu bekommen, sondern auch, zu wissen, wann man wirklich krank ist – und wann nicht”, erklärte Claudia Küng von dem Gesundheitsnetzwerk Health Care Bayern. Das Gesundheitssystem müsse Menschen einerseits strukturierte Wege bieten, sie andererseits aber auch darin unterstützen, in ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, forderte sie.

Der Studie zufolge kostete die mangelnde Gesundheitskompetenz bezogen auf das Jahr 2022 hierzulande bis zu 24 Milliarden Euro. Basis der Berechnung sind Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation, wonach durch unzureichendes Wissen Folgekosten von drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen zustande kommen.

Den Wissenschaftlern zufolge gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz, Lebensalter und Wohnort. So verfügten die über 60-Jährigen über eine bedeutend bessere Kompetenz als jüngere Gruppen. Weiterhin schnitten Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen. Faktoren wie Bildung, Migrationsgeschichte, Einkommen und Geschlecht wirkten sich demnach hingegen nicht aus.

Die Studienmacher fordern angesichts der Ergebnisse unter anderem eine frühe Verankerung von Gesundheitsbildung in Kindergärten und Schulen, die Stärkung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen sowie an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel und Influencer-Marketing einzuschränken.

Für die repräsentative Erhebung wurden eigenen Angaben zufolge 2.000 Menschen ab 18 Jahren im Juli und August 2024 befragt.