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NRW: Zahl der Menschen ohne Wohnung weiter gestiegen

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der wohnungslosen Menschen erneut gestiegen. Die Zahl der Betroffenen, die ohne eigenen Mietvertrag in Notunterkünften, kommunalen Sonderwohnungen, in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder bei Bekannten leben, belief sich zum Stichtag 30. Juni 2024 auf 122.170, wie das NRW-Sozialministerium am Montag in Düsseldorf mitteilte. Das seien 13.500 Betroffene beziehungsweise 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der deutliche Anstieg sei auf die anhaltenden Fluchtbewegungen, insbesondere aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, und auf die notwendige Unterbringung weiterer anerkannter Flüchtlinge zurückzuführen, erklärte das Ministerium. Da diese Menschen zunächst in zentralen Landes- oder in kommunalen Unterkünften unterkommen und damit keine eigene Wohnung haben, würden sie in der Wohnungsnotfallberichterstattung erfasst. Anerkannte Flüchtlinge machen den Angaben nach mit 70,3 Prozent den Großteil der Wohnungslosen in NRW aus. Ein weiterer Teil des Zuwachses gehe auf Nachmeldungen in der Statistik durch die Kommunen zurück, hieß es.

Mit der im Jahr 2019 von Minister Karl-Josef Laumann (CDU) gestarteten Landesinitiative „Endlich ein Zuhause!“ werden die Kommunen und freien Träger der Wohnungslosenhilfe finanziell unterstützt. Dafür seien die Fördermittel zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit in den vergangenen Jahren aufgestockt worden, erklärte Laumann. Von anfänglich 1,85 Millionen Euro im Jahr 2018 sei der jährliche Etat seit dem Jahr 2023 auf mittlerweile rund 15,6 Millionen Euro angehoben worden. Bis heute hätten mehr als 15.100 wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen durch die Landesinitiative ein neues Zuhause gefunden. Unter ihnen waren den Angaben zufolge 696 Menschen, die zuvor auf der Straße gelebt hatten, und 2.744 Haushalte mit Kindern.

Ein Viertel (25 Prozent) der erfassten Wohnungslosen sind laut der Statistik Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Im Jahr 2019 lag ihr Anteil noch bei 20,2 Prozent. In der Regel sind sie als Angehörige eines Mehrpersonenhaushalts zusammen mit ihren Eltern untergebracht. Mehr als drei Viertel (78,4 Prozent) der erfassten Wohnungslosen besaßen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

In der Wohnungsnotfallberichterstattung des Landes werden auch obdachlose Menschen erfasst, die ohne Schutz auf der Straße, in Behelfsunterkünften oder in verdeckter Wohnungslosigkeit, also zeitweise etwa auf dem Sofa bei Bekannten, leben. Erfasst werden können allerdings nur diejenigen, die Kontakt zu den Beratungsstellen der freien Wohlfahrtspflege haben, wie das Ministerium erläuterte. Zum Stichtag 30. Juni 2024 seien das rund 1.584 Menschen gewesen.