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Nichts wäre besser

UK 1 und UK 3/2016 Militäreinsätze (Seite 5: „Schuldig – so oder so“; Seite 14: Leserbrief „Naiver Glaube“)
Es war zum Höhepunkt des Kalten Krieges 1962/63. Am schwarzen Brett auf dem Fliegerhorst Nörvenich/Eifel hing ein Aufruf „Gesucht 200 Soldaten der Luftwaffe für eine Hilfsaktion in Biafra/Kongo“. Die Bilder von den Greueln waren gerade durch die Presse gegangen und sind bei mir bis heute präsent.Ich meldete mich bei meinem Kompaniechef, einem engagierten Katholiken. Der wies mich ab: „Den Bewerbungsbogen bekommen Sie nicht. Wir sind doch keine Söldner!“
Ich habe seine Ablehnung des ersten Bundeswehreinsatzes damals als unterlassene Hilfeleistung empfunden, denn wir hatten alle Mittel.
Wegen der damals bestehenden Wehrpflicht und strengen Gewissensprüfung bei Verweigerung gab es heftige Diskussionen in der kirchlichen Jugendarbeit, wie sie heute gar nicht mehr vorstellbar wären. Es gibt auch eine pazifistische Verharmlosung des Krieges und Naivität: „Wenn alle so vernünftig wären wie wir, dann gäbe es keinen Krieg.“
Wie hätten wir anders das teuflische Nazi-Regime loswerden sollen als durch militärische Gewalt ?
„Nichts ist gut in Afghanistan“ – aber ich bin mir sicher, ohne den Einsatz der NATO und auch der Bundeswehr wäre nichts besser, sondern die Lage der Menschen viel schlimmer.
Soldaten wissen zu gut, dass vor ihrem Einsatz Diplomatie und noch einmal Diplomatie stehen muss. Wolf Biermann textete während des Kalten Krieges „Die Welt hat einen tiefen Sprung, Soldat am Rand stehst du!“
Karl-Friedrich Riewe, Gütersloh