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Nicht mehr siegen

Zum Predigttext am ersten Sonntag nach Epiphanias

Predigttext am 1. Sonntag nach Epiphanias: Jesaja 42,1–4 (5–9)1 Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4 Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung. 5 So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Odem gibt und den Geist denen, die auf ihr gehen: 6 Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, 7 dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. 8 Ich, der Herr, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. 9 Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich’s euch hören.

Von Alexander HeckDas Leben besteht aus fortlaufenden Störungen. Anlässe, die die Selbstverständlichkeit eingespielter Lebensorientierungen irritieren. Meist sind es negative Störungen, wie die Widerfahrnis von Krankheit und von unvorhergesehenen Unglücksfällen. „Da kann man nichts mehr machen!“, sagt man dann. Es herrscht die eigene Ohnmacht. Oder die Erfahrung von Missachtung der eigenen Person in ihrer Andersartigkeit. „Du bist nicht Manns genug, nicht schön genug, nicht weiß genug, nicht europäisch genug.“ Es herrscht die (Deutungs-) Macht der anderen. Die schier unmögliche Lebensaufgabe besteht dann darin, sich weder von der eigenen Ohnmacht noch von der Macht der anderen dumm machen zu lassen.Die prophetische Kraft des christlichen Glaubens kann dabei helfen. Sie hilft diese Grenzen unserer menschlichen Möglichkeiten nicht einfach bloß hinzunehmen, sondern sie nimmt ihnen ihren „Stachel“. Wenn Menschen aufhören können zu siegen, dann werden sie bestehen. Das rief Kassandra den Eroberern von Troja zu. Wissend, dass sie keinen kannte, dem dies gelang. Einem gelang es aber…

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