UK 51/2015, Leitartikel (Seite 1: „Sind wir laut genug?“) und Andacht (Seite 3: „Diener gesucht“)
„… als Rufende und Tröstende und Hoffende“ sind wir aufgefordert, uns in der Nachfolge Jesu für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Uns als „Rufer in der Wüste“ der heutigen friedlosen Weilt einzusetzen, wird mir als Christin des 21. Jahrhunderts sicher genauso schwerfallen wie schon den Propheten aus der alttestamentlichen Zeit. Hut ab vor denjenigen, die es wagen, laut und störend wie Jesaja die Menschen dieser Welt aufzufordern, sich an der Mission von Jesus zu beteiligen: Versöhnung und Nächstenliebe.
Gerade in diesen Zeiten der großen Flüchtlingsströme, die in unseren konkreten Lebensalltag kommen – in die Schul-Turnhalle unserer eigenen Kinder, die Altbauten um die Ecke, die Containerdörfer am Stadtrand – können wir als Christen „unseren Dienst tun“ (siehe Andacht). Wir müssen dafür nicht rufen oder laut mahnen, sondern können leise und sehr deutlich darauf hinweisen, dass es nun keine Ausrede mehr gibt, nicht nach Jesu Worten zu handeln. Die Not ist nun ganz nah, und es ist nicht schwer, hinzugehen zu den Menschen, besonders wenn wir in Gemeinschaft leben von Gemeinde, Verein, Familie, Chor und ähnlichem.
Wir fragen, was wir tun können und tun es einfach, ganz leise und unspektakulär – und die Freude bei den Menschen, denen wir dabei begegnen, ist riesengroß. Gespräche, Blickkontakt, ein Händedruck – so wird die Weihnachtsbotschaft in Jesus ein klein wenig Wirklichkeit, und niemand wird sagen können, dass Hass und Gewalt die Oberhand gewinnen. In der Berührung mit „meinem Nächsten“ gewinne ich Kraft und Mut für den nötigen Widerspruch gegen Parolen und Verhöhnung; Motivation, nicht nachzulassen in dem, was ich tue.
Jeder und jede kann etwas tun, ohne gleich seine Stimme laut zu erheben. Auch Jesus war nicht oft laut und hat die Welt doch mit seiner leisen, beharrlichen Botschaft seit 2000 Jahren dauerhaft verändert.
Diese Erfahrung machen wir gerade in unserer Gemeinde, leise und unspektakulär und doch mit so viel Freude und Engagement. Und das findet überall statt in ganz Deutschland, in Europa, in der Welt. Hass, Fanatismus und Gewalt werden nicht die Oberhand gewinnen …
Andrea Dahmen, Herne
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Nicht laut, sondern beharrlich

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