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Nicht lange reden – zupacken

Sie redet nicht lange, sondern hilft direkt. Seit rund vier Jahren ist Waltraud Nolting für viele Flüchtlinge das vertraute Gesicht der evangelischen Kirchengemeinde Gemen bei Borken. Stets hilfsbereit und freundlich, bei Bedarf aber auch mal energischer, helfen die Rentnerin und ihr Mann Helmut bei Behördengängen oder auch mal bei der Neueinrichtung einer Wohnung.
Sprachbarrieren? „Die gibt es eigentlich gar nicht“, lacht Nolting. Denn sie setzt auf ihre „erste Generation“ im münsterländischen Velen und Ramsdorf heimisch gewordener Flüchtlinge mit guten Deutschkenntnissen. „Die nehme ich manchmal bei Neuankömmlingen mit, damit sie übersetzen können.“
Angefangen hat alles nach Noltings Wahl zur Presbyterin im Jahr 2011. „Damals kannte ich hier in der Gemeinde keine Flüchtlinge“, blickt Waltraud Nolting zurück. Bis sich eines Tages ein Flüchtling aus dem Iran an Pfarrer Mikoteit wandte. Er wollte den Festgottesdienst auf dem Ramsdorfer Hubertusplatz mitfeiern und suchte jemanden, der ihn begleitete. In der Velener Presbyterin fand er diese Unterstützung. „Deutsch konnte er nicht“, lachte Waltraud Nolting. Trotzdem klappte die Verständigung, und schon am Abend saß er bei ihr zuhause und schüttete ihr sein Herz aus.
Für über 320 Flüchtlinge ist Velen, die „Gemeinde im Grünen“, mittlerweile ihr Zuhause geworden. Sie wohnen auch im alten Küsterhaus neben der evangelischen Kreuzkirche oder in einer Wohnung im Gemeindehaus. Für Pfarrer Mikoteit besonders schön ist das gelebte Miteinander. „Flüchtlinge kommen auch bei uns in die Gottesdienste. Einige sind in den letzten Jahren auch getauft worden.“
Besonders beglückend war für Waltraud Nolting eine Familienzusammenführung. „Wir haben Afghanen vom Flughafen abgeholt“, erzählt sie. „Die Vorbereitung dafür hat lange gedauert und umso schöner war es, als alle wieder vereint waren.“ Doch sie weiß, dass sie nicht alle Wünsche der Flüchtlinge erfüllen kann. „Ich weiß aus den Erzählungen einiger Flüchtlinge, dass sie ihre Familien wohl nie wieder sehen. Ihre Papiere sind einfach nicht ausreichend, dass sie nach Deutschland einreisen könnten.“ tha