DETMOLD – Als eine der wichtigsten Ereignisse der vergangenen 100 Jahre hat der Ökumene-Experte Wolfgang Thönissen die ökumenische Bewegung bezeichnet. Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche hätten dabei entdeckt, dass es sich beim jeweils anderen nicht, wie jahrhundertelang unterstellt, um Ketzer, sondern ebenfalls um Christen gehandelt habe, sagte der Leiter des katholischen Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn beim Ökumenischen Empfang der Lippischen Landeskirche und des Bistums Paderborn in Detmold.
Inzwischen sei man zu der Haltung gelangt, dass sich die Konfessionen lange genug bekämpft hätten, statt sich um die gemeinsame Verkündigung des Evangeliums zu kümmern, sagte der Theologe. Die Gespräche hätten ein hohes Maß an Übereinstimmung in wichtige theologischen Fragen ergeben, etwa beim Verständnis der Rechtfertigung durch den Glauben, zu dem der Lutherische Weltbund und die katholische Kirche bereits 1990 eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten. Im nächsten Jahr will sich die Weltgemeinschaft reformierter Kirchen ebenfalls dieser Erklärung anschließen, kündigte Thönissen an.
Auch in anderen Bereichen, etwa beim Abendmahl, sei eine Annäherung möglich; der zornige Satz Luthers, „Also sind und bleiben wir ewig geschieden und widereinander“, müsse nicht über der ganzen Geschichte stehen, so der katholische Theologe.
Auch der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, rief dazu auf, das Gemeinsame der Konfessionen zu betonen und Schritte zu gehen, um die Trennung zu überwinden. Dazu sollten im Jahr des Reformationsjubiläums unter anderem gemeinsame regionale Versöhnungs-Gottesdienste gefeiert werden. leg
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Nicht auf ewig getrennt
Beim Ökumenischen Empfang der Lippischen Landeskirche und des Bistums Paderborn ging es um neu entdeckte Gemeinsamkeiten
