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Neues Internetportal – Patienten können Fehler melden

Gesetzlich Versicherte können jetzt über ein neues Internetportal Behandlungsfehler melden. Auch positive Erfahrungsberichte sind erwünscht.

Verwechselung von Medikamenten, falsch gedeutete Symptome oder das unbeabsichtigte Hinterlassen eines Tupfers bei einer Operation: Gesetzlich Versicherte können künftig kritische Ereignisse ihrer medizinischen Behandlung, aber auch positive Erfahrungen an ein Internetportal melden. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) und seine Mitgliedskassen TK, Barmer, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK gaben am Donnerstag den Startschuss für das neue Internetportal “Mehr Patientensicherheit”. Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Ziel des Angebots sei es, aus Erfahrungen der Versicherten zu lernen und die Patientensicherheit zu verbessern, sagte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Ähnliche Systeme seien im Krankenhausbereich bereits fest etabliert und wichtiger Teil des internen Qualitäts- und Risikomanagements. “Mit dem neuen Internetportal wird nun erstmalig die Möglichkeit für Versicherte geschaffen, ihre wertvollen Erfahrungen in allen Versorgungsbereichen strukturiert einzubringen.” Das gelte beispielsweise für die ambulante ärztliche Versorgung, aber auch für den Bereich der Pflege.

Entwickelt wurde das zunächst auf zwei Jahre angelegte Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit. Es hat ein Budget von rund 300.000 Euro. Gerechnet wird mit 600 Fällen, die bearbeitet werden. Experten der Gesellschaft für Patientensicherheit sollen die über das Portal eingehenden Berichte aus Medizin, Pflege und Pharmazie sorgfältig analysieren und dann in anonymisierter Form veröffentlichen.

Zudem sollen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit wie der “Tipp des Monats” oder der “Fall des Monats” veröffentlicht werden. Auch Einrichtungen des Gesundheitswesens wie der Gemeinsame Bundesausschuss, die Bundesärztekammer und Hersteller von Medizinprodukten und Pharmazeutika sollen künftig über die Ergebnisse informiert werden.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), sagte, das Portal sei kein Ersatz für individuelle Beschwerden. Es biete aber eine Grundlage, damit das gesamte System lernen könne.

Skeptisch äußerte sich die Deutsche Stiftung Patientenschutz: “Jetzt gibt es neben den vielen Internetbewertungen, dem anonymen Meldesystem der Krankenhäuser und den Anlaufstellen für Behandlungsfehler von Krankenkassen und Ärztekammern sowie den Patientenbeauftragten noch ein neues Portal. Doch der Mehrwert für Patientinnen und Patienten ist bescheiden”, sagte Vorstand Eugen Brysch. Er sprach sich für einen Härtefallfonds aus, der Licht ins Dunkel der Behandlungsfehler bringen würde. “Aber die Versprechungen der Ampel-Koalition dazu sind in der Versenkung verschwunden.”