Die Berlinale soll die Fähigkeit der Gesellschaft stärken, über ihre Konflikte zu sprechen. So hieß es zum Start der 74. Auflage. Viele Filme aus allen Sektionen sind dafür wie gemacht.
Im Unterschied zu den Bildern des täglichen Gebrauchs, die man mit einem Finger beiseite wischt, brennen sich manche Szenen und Momente im Kino viel tiefer ins Gedächtnis ein. In einer kurzen Notiz hat der scheidende Berlinale-Chef Carlo Chatrian über diese Beständigkeit wichtiger Bilder nachgedacht, die sich manchmal aus verständlichen Gründen im Kopf einnisten, manchmal aber auch aus rätselhaften, schwer zu ergründenden Motiven.
Das sind dann “Bilder wie Bäume, die dem Sturm trotzen”. Diese Filmbilder, so Chatrian, begleiten uns weiter, sie werden zum Bestandteil des aktiven Gedächtnisses, zu Zeichen, “die uns die Vergangenheit bescheinigen und die Zukunft erahnen lassen”.
Auf einem Festival wie der Berlinale stößt man zwangsläufig auf viele Filme, die sich nicht einfach wieder beiseiteschieben lassen. Einige von ihnen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinoportals filmdienst.de “frisch vom Roten Teppich weg” rezensiert, bei anderen sind es kurze Notizen, Gedanken und Eindrücke, die auf eine spätere Vertiefung warten. Eine Übersicht über aktuelle Berlinale-Texte auf .
In einem kleinen Fischerdorf in Nordfrankreich braut sich der Weltuntergang zusammen. Hier leben die Abgesandten zweier intergalaktischer Fraktionen, die um das Schicksal der Menschheit kämpfen. Eine absurde Komödie, die das Sakrale und das Profane zu einer provinziellen Space-Opera verknüpft.
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Eine verwitwete Polizistin freundet sich mit einer jungen Familie von Gegenüber an, erfährt dann aber, dass der Mann ein radikaler Polizeigegner ist, der unter Hausarrest steht. Mit lebensnahen Figuren erzählt das Drama, wie das menschliche Bedürfnis nach Nähe ideologische Gräben überwinden kann.
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Eine junge türkisch-stämmige Berlinerin leidet unter ihrem strengen Elternhaus, wird in ein Verbrechen verwickelt und flieht nach Istanbul. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Fatma Aydemir schildert einige Wochen im Leben einer zerrissenen Heldin, die zwischen Heimatlosigkeit, Ambitionen und persönlicher Schuld hin und her schwankt.
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Drei Jugendliche und zwei Erwachsene verbringen einige Tage in einer Blockhütte in den kanadischen Wäldern. Während dieser Zeit entladen sich untergründige Spannungen. Das Jugenddrama handelt von Zurückweisung, Scham und Demütigung und wirft mitunter einen mitleidslosen Blick auf verletzte Männlichkeit.
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Ein durch Neurofibromatose entstellter Schauspieler erhält durch eine experimentelle Wunderheilung ein von den Wucherungen der Erbkrankheit befreites Gesicht. Das “normale” Leben, das ihm nun offensteht, offenbart all das, was mit deformiertem Gesicht nicht möglich schien. Doch auch die neue Existenz ist mit Defiziten und Abgründen verbunden.
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Über mehrere Jahre hinweg hat der Dokumentarist Romuald Karmakar den Zoo in Zürich mit der Kamera besucht und Tiere, Pfleger und Besucher beobachtet, aber auch das Wetter und was es dort sonst noch alles zu entdecken gibt. Dabei schauen nicht nur die Menschen auf die Tiere.
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Nach exzessiven Jahren im London flieht eine alkoholsüchtige junge Frau zurück in ihre schottische Heimat, um schwierige Verhältnisse hinter sich zu lassen. Doch auch zuhause ist nichts gut. Dennoch sucht sie in dem aufgewühlten Drama von Nora Fingscheidt in der rauen Schönheit der Orkney-Insel nach Heilung
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Die Botanikerin und Pädagogin Catharina Helena Dörrien lebt im 18. Jahrhundert und war als Kind ihrer Zeit eine Aufklärerin. In dem experimentellen Dokumentarfilm von Eva C. Heldmann finden ihre präzisen Pflanzenzeichnungen, aber auch Gedanken zur Naturphilosophie und Sozialpolitik, zu einem hellsichtigen Bild dieser Zeit zusammen.
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Andreas Dresen widmet einer kaum bekannten Widerstandskämpferin gegen den NS-Terror ein bewegendes Porträt. Die von Liv Lisa Fries intensiv verkörperte Hilde Coppi wurde 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet, weil sie in die Aktivitäten der kommunistischen Widerstandsgruppe “Rote Kapelle” verwickelt war.
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Morin aus Teheran ist 70 Jahre alt und allein. Beides gefällt der temperamentvollen Frau nicht, die mit den Mullahs seit jeher auf Kriegsfuß steht. Auf Anraten ihrer Freundinnen sieht sie sich nach einem Gefährten um und stößt dabei auf einen älteren Taxifahrer, der ihrer Einladung zu einem Rendezvous auch Folge leistet.
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In einer semi-autobiografischen Wendung erinnert sich Olivier Assayas an die erste Lockdown-Phase im späten Frühjahr 2020, als er mit seinem Bruder und ihren beiden Lebensgefährtinnen im Haus seiner Eltern lange Wochen im Chevreuse-Tal verbrachte, wo die Natur frühlingshaftes Grün sprießen lässt. In der ungewohnten Stille dringt jedoch bald der innere Lärm nach außen.
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Eine Begegnung im örtlichen Kloster in New Ross, Irland, zwingt 1985 einen Kohlehändler, die Augen vor dem Elend junger Frauen nicht mehr zu verschließen, die hierher abgeschoben wurden, weil sie schwanger sind, ohne verheiratet zu sein. Ein programmatischer Film, der sich auf Zwischentöne versteht.
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