Ein umfassendes Bild des Bauernkriegs zeigt die Landesausstellung „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ im Kloster Bad Schussenried. Über 160 Exponate, wie Flugschriften, Originaldokumente, Zeugnisse des bäuerlichen Alltags, Waffen, Bekleidung, Bilder und Figuren lassen die Zeit des großen Bauernaufstands vor 500 Jahren lebendig werden, wie die Ausstellungsmacher am Donnerstag bei einer Pressevorbesichtigung erläuterten. Als historische Kulisse sei Bad Schussenried (Landkreis Biberach) bewusst gewählt worden, sagte die Landesmuseums-Direktorin Christina Haak. Denn das Kloster sei selbst Schauplatz des Bauernkriegs gewesen und Ende März 1525 von aufständischen Bauern verwüstet worden.
Bei der Gestaltung der Ausstellung haben die Kuratoren auch auf Künstliche Intelligenz (KI) zurückgegriffen: Acht unterschiedliche Personen erscheinen in Lebensgröße auf der Leinwand und berichten von ihren Erfahrungen aus dem Bauernkrieg. Unter ihnen ist der leibeigene Bauer Stefan Rahl, Margarte Renner, eine „unbeugsame Bäuerin aus Böckingen“, der Abt Jakob Murner vom Kloster Weißenau, der Truchsess von Waldburg, der die Bauernhaufen in mehreren Schlachten vollständig vernichtete, oder Sebastian Lotzer, ein Handwerker, der maßgeblich an den „12 Memminger Artikeln“ beteiligt war, mit denen die Forderungen der Bauern in kürzester Zeit eine immense Verbreitung fanden.
Ein Schmuckstück der Ausstellung ist die „Weißenauer Chronik“, die einzig bebilderte Darstellung des Bauernkriegs. Elf kolorierte Federzeichnungen zeigen die Eskalation und die Dynamik des Aufstandes, der von der herrschenden Adelspartei grausam niedergeschlagen wurde und zu insgesamt 100.000 Todesopfern geführt hatte.
Wie Kulturstaatssekretär Arne Braun (Grüne) bei der Pressekonferenz sagte, sind die zentralen Themen des Bauernkriegs aktueller denn je. Denn die Bauern hätten auf soziale Schieflagen hingewiesen und die Bedeutung von Verfassung und Demokratie hervorgehoben. Die Frage sei allerdings, mit welchen Mitteln sich Protest artikulieren sollte. Darüber können auch die Besucher der Ausstellung entscheiden – mit einem „Ja, Uffrur“ oder „Nein, Ermahnung zum Frieden“.
Die Ausstellung in Bad Schussenried ist nach einem Festakt am Freitag und einem bunten Eröffnungsprogramm mit einem „Lagerleben wie anno dazumal“ rund um das Neue Kloster Bad Schussenried ab Samstag (26. April) öffentlich zu sehen und läuft bis zum 5. Oktober. Die Ausstellung, die den Angaben zufolge 2,7 Millionen Euro gekostet hat, ist Teil eines Gesamtprojekts des Landesmuseums Württemberg zum Bauernkrieg, das auch Ausstellungen in Stuttgart, ein Digitalprojekt und eine Road-Show umfasst. (0955/24.04.2025)