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Neue Forschung zu Thüringens Glasgeschichte

Der mitteldeutsche Raum hat sich bis ins Hochmittelalter politisch nach Westen orientiert, wirtschaftlich aber enge Handelsbeziehungen mit dem Osten gepflegt. Das belegen neue Forschungen des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie, die am Dienstag in Weimar vorgestellt werden sollen. Mithilfe moderner Analysetechnik wurde nachgewiesen, dass Thüringen über Jahrhunderte hinweg Glas aus Mesopotamien, Ägypten, der Levante und sogar aus Indien bezog, auch zu Zeiten, als im Westen des Heiligen Römischen Reichs bereits Glashütten existierten.

„Unsere Untersuchungen zur Handelsware Glas zeigen, dass Thüringen lange Zeit wirtschaftlich stark mit dem Osten verbunden blieb“, sagte Laborleiter Oliver Mecking dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erst mit dem steigenden Bedarf, etwa für Kirchenfenster, habe die regionale Produktion nach westlichem Vorbild begonnen. Die ersten Glasöfen in Thüringen sind für das zwölfte Jahrhundert belegt. Am Rhein wurde bereits ab dem achten Jahrhundert Glas hergestellt.

Mecking betonte, bemerkenswert seien Funde aus Indien stammender Glasperlen. Die Herkunft werde mithilfe eines Massenspektrometers ermittelt, das bis zu 60 Elemente im Glas analysieren und mit bekannten Proben vergleichen kann. Das Denkmalamt besitze inzwischen Daten zu mehr als 31.000 Glasfunden seit der Bronzezeit.

Die Forschung zeige auch, dass die Glasproduktion im Mittelalter wegen des hohen Holzbedarfs immer weiter ostwärts verlagert wurde, sagte Mecking. Für ein Kilo Rohglas seien rund 100 Kilo Holz benötigt worden. Im Westen sei Holz mit der Zeit knapp geworden.