UK 28/2018, Bibel/Koran (Seite 2: „Gottes Worte“)
Trotz der unbestreitbaren Verbundenheit zwischen Judentum und Christentum, trotz der gewaltigen Schönheit und Aktualität der Psalmen und anderer Passagen des Alten Testament verstehe ich, anders als die Theologin Susanne Heine, das Neue Testament nicht als „Fortsetzung des Weges Gottes mit Israel“, sondern als Beginn eines völlig neuen Weges Gottes mit der gesamten Menschheit.
Durch die Taten und Worte des als Juden geborenen und aufgewachsenen Jesus und Worte und Taten seiner Apostel sowie deren Niederschrift durch die Evangelisten wird deutlich, dass Jesus Christus die eng begrenzte Sicht des Judentums überwunden hat und der ganzen Menschheit Zugang verschafft hat zu seines Vaters Wort und Verheißung. Das ist keine Fortsetzung des alten Weges, sondern eine einzigartige neue Dimension des Heils für alle Menschen.
Die Bergpredigt, die „Ich bin‘s“-Worte und der Taufbefehl richten sich an die ganze Menschheit und dürfen in der Verkündigungspraxis durchaus losgelöst vom AT gesehen werden.
Die Verurteilung und Ermordung des christlichen Diakons Stephanus (Apostelgeschichte 6 und 7) nach seiner eindrücklichen Rede über die Verfehlungen und fortgesetzte Gottesferne Israels ist eine deutlich trennende Scheidelinie zwischen der Obrigkeit des Hohen Rates und der sich konstituierenden Christenheit. Die Verheißung des „neuen Jerusalem“ (Offenbarung 21) gilt allen Völkern, Rassen und Nationen und ist keine Fortsetzung des alten Weges.
Siehe, ich mache alles neu – das ist das unmittelbare Wort Gottes in der Bibel und verlangt nicht Auslegung und Kommentierung, sondern Nachfolge.
Jochen von Nathusius,Fröndenberg/Ruhr