Wie umgehen mit Verschwörungstheorien? Um verunsicherten Menschen zu helfen, gibt es nun eine Beratungsstelle. Das erste Gespräch findet anonym statt.
Menschen, die unsicher sind, ob es sich bei vermeintlichen Tatsachen um Verschwörungstheorien handelt, können sich an eine neue Beratungsstelle wenden. Der “Beratungskompass Verschwörungsdenken” steht allen Betroffenen und Ratsuchenden offen, wie das Bundesfamilien- und das Bundesinnenministerium am Donnerstag in Berlin mitteilten.
Das Angebot sei ab sofort unter beratungskompass-verschwoerungsdenken.de sowie telefonisch unter 030 / 62 93 74 79 erreichbar. Die Stelle wird von den beiden Ministerien finanziert und vom Violence Prevention Network, der Amadeu Antonio Stiftung und modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung umgesetzt.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte dazu, Verschwörungserzählungen seien nicht nur Gift für die Demokratie, sie belasteten auch Familien, Freunde und Kollegen von Verschwörungsgläubigen enorm. Mit der neuen bundesweiten Beratung gebe es erstmals eine leicht zugängliche Anlaufstelle für alle, die Unterstützung suchten. Nach einem vertraulichen Erstgespräch werde bei Bedarf an eine spezialisierte Stelle weitervermittelt.
Laut einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin fördert der Glaube an Verschwörungstheorien Fremdenfeindlichkeit. Verschwörungsmythen wirkten sich negativ auf das soziale Miteinander aus. Menschen, die konspirativen Darstellungen ausgesetzt seien, entwickelten nachweisbar negativere Einstellungen gegenüber bestimmten Minderheitengruppen wie zum Beispiel Muslimen, Chinesen oder Russen.
Für die Untersuchung führten die Autoren laut eigenen Angaben ein Umfrageexperiment in Deutschland durch. Die Teilnehmenden wurden demnach mit konspirativen Darstellungen von Gesundheits-, Wirtschafts- und Sicherheitskrisen konfrontiert, ohne dabei auf bestimmte Narrative oder Gruppen hinzuweisen. Anschließend sollten sie ihre Einstellungen gegenüber verschiedenen Gruppen bewerten. Bei den Gruppen handelte es sich dabei laut Wissenschaftszentrum zum einen um Angehörige von Minderheiten in Deutschland wie Juden, Geflüchtete und Muslime und zum anderen um Staatsangehörige der Länder USA, China und Russland.
Ohne Krisenszenario bewerteten die Befragten Muslime, Geflüchtete sowie Russinnen und Russen am negativsten, während Juden und US-Amerikaner am positivsten eingeschätzt wurden. In Verbindung mit einer konspirativen Darstellung einer Krise verschlechterte sich die Bewertung in fast allen Szenarien deutlich. An der Studie nahmen den Angaben zufolge mehr als 4.000 Personen in Deutschland teil.