Von Hans Jellouschek und Bettina Jellouschek-Otto
Grenzen und Liebe – wie passt das zusammen? Liebe assoziieren wir ja eher mit grenzenlos. In der Partner-Liebe suchen wir Verschmelzung. Wir ersehnen eine Liebe ohne Grenzen, ohne Bedingungen. Die Liebe zur Partnerin, zum Partner bringt uns auch tatsächlich manchmal dazu, dass wir eigene Grenzen sprengen, manchmal förmlich „über sie hinauswachsen“.Aber andererseits: Schon bei den ersten aufkeimenden Verliebtheitsgefühlen überprüfen Partner sehr genau, wo die Grenzen des anderen verlaufen und ob der andere die Grenzen, die man selbst respektiert wissen will, auch beachtet. Sogar sehr ich-bezogene Gründe kann es geben, der Liebe Grenzen zu setzen: Wenn der Mann von der Arbeit nach Hause kommt und sich erst mal zurückzieht, weil er so erschöpft ist, dass er Zeit nur für sich selbst braucht, um dann wieder für Frau und Kinder da zu sein. Oder die Mutter kleiner Kinder, die sich für ein paar Stunden aus der Familie löst, um ihre Freundin zu besuchen, weil sie es gerade nicht mehr aushält, so total in Anspruch genommen zu werden. Hier gebieten die Begrenzungen des eigenen Ich, der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten, dass wir den anderen diese Grenzen zumuten, statt über uns selber hinwegzuleben.Lieben können wir eben nur mit unserem begrenzten Ich. Wenn wir darauf keine Rücksicht nehmen, überfordern wir uns, und das kommt letztlich niemandem zugute, weder uns noch unseren Lieben. Unsere Liebe braucht also Grenzen. Je klarer wir diese Grenzen erkennen, zu ihnen stehen und sie den anderen zumuten, desto echter wird die Liebe, desto „nahrhafter“ und letztlich beglückender für die, die wir lieben – in allen Lebensabschnitten und allen Phasen einer Partnerschaft.
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Der Text ist ein gekürzter Auszug aus dem neuen THEMA-Heft „Ehen in der Krise. Wege zu neuem Glück“. Das Heft kann hier bestellt werden.