Die Hilfsorganisation “Ärzte ohne Grenzen” setzt ihre Arbeit in zwei medizinischen Einrichtungen in Haiti aus – und das für mindestens drei Monate. Die Organisation spricht von einer “äußerst schmerzhaften Entscheidung”.
Die Hilfsorganisation “Ärzte ohne Grenzen” stellt nach Angriffen auf einen ihrer Konvois in Teilen Haitis für mindestens drei Monate ihre Dienste ein. “Dies ist eine äußerst schmerzhafte Entscheidung, zu einer Zeit, in der der medizinische Bedarf der Bevölkerung weiterwächst”, erklärte Benoît Vasseur, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Haiti, am Dienstagabend in einer Mitteilung.
Am 15. März waren nach Angaben der Organisation vier Fahrzeuge von “Ärzte ohne Grenzen” in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince mindestens 15 Mal beschossen worden. Sie waren zwischen dem Notfallzentrum Turgeau und dem Traumazentrum Carrefour unterwegs. Aus beiden Zentren zieht sich die Organisation nun zurück.
Sie könnten nicht funktionieren, wenn es keine Möglichkeit gebe, die Straße zwischen den Einrichtungen für den Transport von Patienten, Personal oder medizinischen Hilfsgütern zu nutzen, hieß es. An anderen Orten in der Hauptstadt und im Süden Haitis wollen die Mediziner allerdings weiterarbeiten.
In den vergangenen Monaten hat “Ärzte ohne Grenzen” eigenen Angaben zufolge in den zwei Einrichtungen einen “alarmierenden Anstieg” an Verletzten beobachtet. So behandelte die Organisation zwischen Januar und März 2025 mehr als 550 Verletzte durch Gewalteinwirkung, zudem mehr als 3.600 Notfälle und führte im gleichen Zeitraum mehr als 3.600 medizinische Konsultationen durch.
Haiti steckt seit Jahren in einer schweren innenpolitischen Krise. Nach dem Mord an Staatspräsident Jovenel Moise 2021 bauten bewaffnete Banden im Land ihre Macht aus und terrorisieren seither die Bevölkerung. Zur Zeit herrschen Chaos und Anarchie im Land.
Hinzu kommt eine humanitäre Krise: Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben, hieß es zuletzt aus UN-Kreisen. Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, zuletzt kam eine Cholera-Welle hinzu, die hunderte Tote forderte.