Unter dem für ein Musikfestival ungewöhnlichen Motto „Stille“ steht die diesjährige Ausgabe des Moers-Festivals. Vom 6. bis 9. Juni präsentieren 250 Künstlerinnen und Künstler aus 20 Nationen ihre Musik aus den Sparten Jazz, Avantgarde und experimentelle Musik sowie weiteren Grenzbereichen, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. „Wir möchten neue Hör- und Sehperspektiven einnehmen, verschiedene Formen von Stille erleben und wieder lernen, die Ohren zu spitzen“, sagte Festivalleiter Tim Isfort.
Auf dem Programm stehen zu Pfingsten unter anderem das Duo Vijay Iyer und Wadada Leo Smith, Koshiro Hino, Ellen Arkbro und Caspar Brötzmann. Auch das Bundesjazzorchester tritt in Moers auf und präsentiert in seinem aktuellen Programm ausgewählte Musik aus Entschädigungsakten verfolgter Musiker im Nationalsozialismus. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Huddersfield Contemporary Music Festival in Großbritannien werden in Moers zudem Sonderkonzerte organisiert.
„Wir haben für das 54. Moers-Festival in dieser lauten und krisengeplagten Zeit das außergewöhnliche Thema der Stille ausgewählt. Dazu haben wir alle Künstler/innen gebeten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und auch Auftragskompositionen an ausgewählte Komponist/innen vergeben“, betonte Isfort. Die Auftragskompositionen gingen an den Komponisten und Sounddesigner Will Northlich-Redmond, den japanischen Multiinstrumentalisten Koshiro Hino sowie die israelische Musikerin und Klangkünstlerin Maya Dunietz.
Zwei Länderschwerpunkte widmen sich außerdem der Musik aus China und Ruanda. Dabei soll etwa daran erinnert werden, dass sich in der chinesischen Kulturgeschichte seit 1976 verschiedene musikästhetische Konzepte der Stille in der modernen Musik entwickelt haben. Zehn chinesische Künstlerinnen und Künstler werden bei dem Festival zu Gast sein und rund 15 Konzerte spielen. Überdies wird die Reihe „?Afrika“ fortgesetzt. Dazu gibt es ein Konzert des Projekts „Urwereka“, zu dem sich vier Künstler zusammengefunden haben.
Die Konzerte finden auf zwei Hauptbühnen in der Enni-Eventhalle statt, doch das gesamte Programm erstreckt sich über vier weitere Bühnen, die sich alle auf dem kostenfrei zugänglichen Festivalmarkt befinden. Dazu kommen zahlreiche Spielorte in der gesamten Moerser Innenstadt.