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Mit dir unterwegs

Andacht über den Predigttext zum 5. Sonntag nach Trinitatis: 1. Mose 12, 1-4a

Predigttext
1 Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 4 Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.

Es ist ein Donnerstagmorgen, 9.25 Uhr, als ich auf das Schulgebäude zulaufe, in dem ich seit über einem Jahr unterrichte. Für die heutige Doppelstunde brauche ich eine große Kiste mit Bastelmaterial – Stoffe, Karton, Naturmaterialien und mehr. Es geht um die Geschichte von Abram und Sarai, später bekannt als Abraham und Sara.

Verheißung – was heißt das noch mal?

Die Schülerinnen und Schüler meiner Klasse haben die beiden vor einigen Wochen kennengelernt: Gottes Verheißung an Abram und Sarai, ihr Weg durch die Wüste und Gottes Bund mit Abram. Und nun sollen sie in Kleingruppen einige Stationen aus Abrams und Sarais Leben kreativ in einem Schuhkarton gestalten.
So auch die erste Station, als Gott zu Abram sprach:
„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“  (1. Mose 12,1-3)
„Verheißung, was heißt das noch mal?“, fragt Lara und guckt dabei in der Klasse umher. Und Jan meldet sich und sagt: „Das heißt: Gott hat einen Plan für dich und will darum mit dir zusammen unterwegs sein.“
Ziemlich treffend für eine sechste Klasse, finde ich. Verheißung als Wort ist schwer verständlich und wird hier in dieser Geschichte mit Abram konkret – ganz konkret: Gott gibt Abram und seiner Frau all das, was damals für die Menschen wichtig war. Sie sollen ein großes Volk werden, und Gott will ihnen zu einem großen Namen verhelfen und will sie segnen.
Was für eine Verheißung an die beiden. Sie vertrauten auf Gottes Wort. Mit ihrer Sippe verließen sie mehrfach ihren vertrauten und sicheren Lagerplatz und zogen einmal quer durch die Wüstenregionen des heutigen Israels bis nach Ägypten und wieder zurück. Abram und Sarai blieben Auftrag und Verheißung Gottes treu – was für ein Vertrauen.
„…und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“  Auch wir haben an der Verheißung Gottes Anteil. Jede und jeder ganz persönlich. Diese Verheißung gilt bis heute und sie gilt auch uns. Gott ist mit uns unterwegs und begleitet uns. Nicht alle Wege, die vor uns liegen, sind einfach zu gehen: Wenn uns der Mut fehlt, die Angst uns packt, jeder Schritt mühsam und schwer ist oder die Zukunft unsicher scheint. Dann können wir jedoch sicher sein, dass Gott da ist. Ganz persönlich, ganz nah und in liebevoller Zuwendung zu uns Menschen. Auch das meint Verheißung.
Vielleicht können Sie benennen, was für Sie persönlich zu einem gelingenden Leben (noch) dazugehört. Für unsere Gesellschaft wären solche Verheißungen beispielsweise eine gerechte Weltwirtschaft, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, das Engagement für Frieden und die Fähigkeit, das Wohl von Vielen über den Gewinn Einzelner zu stellen.

Gott verspricht eine Welt, die anders ist

Große Ideale, Ziele und Hoffnungen, deren Realisierung teilweise bereits angebrochen sind. Denn neben der Verheißung steht immer auch die Zusage Gottes. Gott spricht uns als Menschen direkt an und prophezeit einen Zustand, eine Welt und ein Leben, das anders ist. Er gibt uns seine Zusage, auf unserem Lebensweg mit uns zu gehen und seinen Teil dazu beizutragen, dass Leben gelingen kann.
Jede Verheißung wartet immer auf ihre Erfüllung. Auch Abram und Sarai haben Jahre und Jahrzehnte gewartet. Oft glaubten sie vielleicht selber nicht mehr daran, dass das große Volk, ihre Nachkommen und der Segen Gottes Realität werden würden. Doch am Ende war es, wie der Schüler Jan gesagt hatte: „Gott hat einen Plan für dich und will darum mit dir zusammen unterwegs sein.“