Am Anfang stand eine „Schnapsidee“: Vor zwei Jahren war Propst Martin Cachej, Markus-Gemeinde am Elm (Evessen), mit dem Radl da. Er war mit dem Zweirad zur Eilumer Kirche zum Gottesdienst gefahren, und er war nicht der Einzige. „Einige Gemeindemitglieder waren auch mit dem Fahrrad gekommen, und wir haben angefangen, uns über Radrouten und das Radeln auszutauschen und darüber, dass doch eine Radlerkirche nett wäre, in der es ‚Radler‘ zu trinken gäbe“, erklärt Cachej. „Unser Küster Volker Uminski hat die Idee aufgegriffen und sie, nachdem auch der Kirchenvorstand zugestimmt hat, umgesetzt.“
„Die Kirche wird zum Rastplatz für die Seele“
Die Idee dahinter ist, dass die Kirche am Wochenende als Radelkirche für Radfahrer geöffnet wird. „Im Vorraum der Kirche steht ein Kühlschrank mit Getränken, den unser Küster besorgt hat, dazu ein Tisch mit Infomaterial.“ Vor dem Altar ist ein Bilderrahmen aufgestellt, dort können die Radfahrer einen Fahrradsegen nachlesen, innehalten und auf Wunsch ein Gebet sprechen. „Damit ist unsere Kirche ein offenes Gotteshaus über die üblichen Gottesdienstzeiten hinaus“, erklärt Propst Cachej. „Wir bieten einen Ort des Rückzugs und der Begegnung mit Gott außerhalb des Gottesdienstes. Auf diese Weise können die Räder mal still stehen.“ Kirche werde zum Rastplatz für die Seele, so der Theologe.
Kirche könne damit auch zeigen, dass sie gastfreundlich sei und jedem offenstehe. Zur Eröffnung des besonderen Angebotes der Radelkirche gab es eine kleine Andacht, die ganz im Zeichen des Fahrradfahrens stand, so Cachej. Zur Einstimmung erklang – was sonst – „Ja, wir san mit dem Radl da“. „In der Bibel kommt natürlich kein Fahrrad vor“, sagt Cachej, „aber ich habe mich in der Predigt auf das Reisen bezogen.“ Auf lange Sicht möchte er gerne, dass die Idee der Radelkirche ausgebaut wird.
Idee der Radelkirche kommt an
„Im Umkreis gibt es fünf bis 20 Kirchen, die man in eine Radelkirchenroute einbeziehen könnte“, erklärt Cachej. Dabei könne jede Kirche Getränke anbieten und ihre Besonderheiten vorstellen. Die Eilumer Dorfkirche ist romanischen Ursprungs und wurde wohl im 12./13. Jahrhundert gegründet. Sie ist vom Friedhof umgeben und steht auf einem Hang an der Dorfstraße. Ein besonderer Blickfang des Kircheninneren ist laut Beschreibung auf der Internetseite das Fenster in der Ostwand, das 2006 eingesetzt wurde und in seiner künstlerischen Gestaltung in engem Bezug zum Altarkruzifix steht. „Das Fenster wurde von einer Familie gestiftet“, erläutert Cachej. „Draußen an der Kirchenwand steht ein alter Mahlstein, der mal in der Feldmark gefunden und zur Kirche gebracht wurde.“
Dass die Idee der Radelkirche ankommt, zeigt der Getränkeverbrauch. „Daran kann man sehen, dass Radfahrer das Angebot nutzen.“ Die Kirche liege verkehrstechnisch gut, sodass durchaus Radfahrer vorbeikämen und anhielten. „Volker Uminski hat ein Hinweisschild mit Logo entwickelt und eine ordentliche Beschilderung angebracht.“ Eine Einschränkung sei, dass die Kirche über keine Toilettenanlage verfüge. „Ich hätte auch gerne eine Sitzecke mit Tisch für eine Brotzeit, aber das ist schwierig, weil um die Kirche herum auch der Friedhof liegt.“
Als Getränke gibt es Wasser und das ursprünglich angedachte „Radler“, wenn auch als alkoholfreie Variante. Geöffnet ist die Eilumer Kirche als Radelkirche samstags und sonntags zwischen 10 und 18 Uhr.
Weitere Informationen unter www.radelkirche.de