Hilfe gestrichen: Der Bund hat das Ergänzende Hilfesystem für Missbrauchsopfer stillgelegt. Betroffene fühlen sich von der Politik getäuscht.
Der Betroffenenbeirat im katholischen Bistum Essen kritisiert den Stopp von Hilfsgeldern des Bundes für Missbrauchsopfer. Es sei ein “Schock”, dass der Fonds Sexueller Missbrauch ausgeschöpft sei und sämtliche Anträge im Ergänzenden Hilfesystem (EHS) rückwirkend zum 19. März 2025 nicht mehr bewilligt würden, erklärte Pressesprecher Wilfried Fesselmann am Mittwoch in Essen. Die EHS-Leistungen seien für viele eine realistische Möglichkeit gewesen, Unterstützung für dringend notwendige therapeutische oder psychosoziale Maßnahmen zu erhalten.
Der Antragsstopp beim Ergänzenden Hilfesystem wurde verhängt, weil die im aktuellen Regierungsentwurf vorgesehenen Mittel im Bundeshaushalt dafür nicht mehr reichen. Zuvor hatte der Bundesrechnungshof eine Finanzierungslücke beanstandet und vom zuständigen Bundesfamilienministerium die Abwicklung verlangt.
“Wir sprechen hier nicht über eine freiwillige Leistung, sondern über eine moralische Verpflichtung des Staates, Betroffenen konkrete Hilfen zur Verfügung zu stellen – jetzt und dauerhaft”, so Fesselmann. Besonders empörend sei, dass den Betroffenen noch im vergangenen Frühjahr verbindlich zugesichert worden sei, Anträge bis zum 31. August 2025 stellen zu können. Dass die Bearbeitung mit dem Hinweis gestoppt worden sei, es seien unerwartet viele Anträge eingegangen, sei weder sachlich noch moralisch nachvollziehbar. “Hohe Nachfrage beweist nicht Überforderung – sie belegt den realen Bedarf”, so Fesselmann.