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Missbrauchsbeauftragte: Regierung tut zu wenig für Betroffene

Monströse Zahlen, leere Kassen: Die Missbrauchsbeauftragte fordert mehr Geld für Betroffene und ein neues Gesetz. Sie warnt: “Wegducken ist keine Option.”

Aus Sicht der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) im Haushalt zu wenig Geld für den Kampf gegen Missbrauch gesichert. Im Interview der “Frankfurter Rundschau” sagte Claus wörtlich, es sei “Ministerin Prien nicht gelungen, die erforderlichen Mittel für die kommenden Jahre im Haushalt zu verankern. Deswegen muss jetzt das Parlament nachbessern.”

Konkret kritisierte die Beauftragte, dass ein Fonds, mit dem Betroffene unterstützt werden, eingestellt werden soll: Dieses “niedrigschwellige Unterstützungssystem infrage zu stellen, ist ganz klar ein Rückschritt und eine Entsolidarisierung”. Der Fonds sei 2013 aufgelegt worden, weil Hilfssysteme bei bestimmten Gewalttaten nicht greifen. Das Bundesfamilienministerium hatte im Juni erklärt, keine Mittel aus dem Fonds mehr freizugeben, weil dieser überstrapaziert sei.

Die Politik habe in den vergangenen zehn Jahren versäumt, den Fonds haushaltstechnisch auf eine solide Basis zu stellen, kritisierte Claus. Nun sei es Aufgabe der Abgeordneten im Bundestag, “den Fonds jetzt über die Haushaltsverhandlungen sichern, das hat Priorität”. Notwendig sei außerdem ein Gesetz zur Absicherung des Fonds: “Dass sich alle wegducken, ist keine Option.”

Das Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige nannte Claus “monströs”. Zu den 16.300 im vergangenen Jahr in der Kriminalstatistik erfassten Fällen, hinter denen oft über Monate und Jahre andauernde sexualisierte Gewalt stünden, kämen “noch all die Fälle, von denen wir nichts wissen”.