Die Kirchen dürfen und sollen sich nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) in die Tagespolitik einmischen. “Es ist das gute und selbstverständliche Recht der Kirche, Stellung zu beziehen, wo immer sie das für nötig erachtet”, sagte er in einem Video-Grußwort zur Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die derzeit in Paderborn tagt.
Wüst widersprach damit seiner Parteikollegin Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Sie hatte im April in einem Interview die Kirchen aufgefordert, mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod in den Blick zu nehmen. Sie sollten sich nicht wie eine Nichtregierungsorganisation zur Tagespolitik zu äußern. Damit hatte Klöckner eine rege Debatte ausgelöst.
Wüst: Halt und Hoffnung in schwierigen Zeiten
Laut Wüst verbindet Kirche und Politik das Anliegen, das Beste für die Menschen im Land zu wollen. “Eine unserer wichtigsten gemeinsamen Aufgaben lautet, sich gemeinsam stark zu machen für eine gerechte und solidarische Gesellschaft, in der die Würde jedes Menschen unantastbar ist.”
Die ZdK-Versammlung tage in schwierigen Zeiten, so der Katholik. “Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihr Leben immer unsicherer und immer unberechenbarer wird.” Ganz besonders in diesen Zeiten bräuchten die Menschen Halt und Hoffnung. “Der christliche Glaube und die christlichen Werte können ihnen all das geben.”
Herausfordernde Aufgabe für Papst Leo XIV.
Die katholische Kirche stehe auch in der Kritik. Der Umgang mit sexualisierter Gewalt habe die Kirche in eine schwere Krise geführt. Tausende Menschen hätten ihr den Rücken gekehrt. “Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiederherzustellen wird also eine herausfordernde Aufgabe für Papst Leo XIV. und die gesamte katholische Kirche.”
Das ZdK ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Seine Vollversammlung mit rund 230 Delegierten tagt noch bis Samstag in Paderborn.